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Curtius, Theodor [Editor]; Bertho, Alfred [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 1. Abhandlung): Einwirkung von Stickstoffkohlenoxyd und von Stickwasserstoffsäure unter Druck auf aromatische Kohlenwasserstoffe: Vorläufige Mitteilung, [1] — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43844#0013
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Einwirkung von Stickstotfkohlenoxyd, Stickwasserstoffsäüre usw.

Arbeitei) im Autoklaven (Metallkontakt!) bisher unmöglich. Auch die
empirische Zusammensetzung der erhaltenen Körper konnte nur durch
die Mikroanalyse, aber mit voller Sicherheit, festgestellt werden.
Der eine von uns (Berti-io) hat neuerdings gefunden, daß auch
freier Stickstoffwasserstoff Ns H in aromatischen Kohlen-
wasserstoffen gelöst und unter Druck erhitzt analoge
Pyridinderivate liefert wie Carbonylazid. Das aus Stick-
wasserstoff und p-Xylol erhaltene Chloroplatinat ist höchstwahr-
scheinlich mit dem aus Carbonylazid und j)-Xylol erhaltenen identisch.
Auch Pyridin wird man nach unseren vorläufigen Versuchen durch
Erhitzen von benzolischer Stickstoffwasserstoffsäure erhalten können.
Die Ausbeuten waren bisher hier besonders gering, aber wir konnten
feststellen, daß keine Spur von Anilin entstanden war. Selbst-
verständlich haben wir die verwendeten Kohlenwasserstoffe auf die sub-
tilste Weise von etwa vorhandenen Spuren basischer Körper gereinigt.
Wir sind der Ansicht, daß der unter Abspaltung von 2 Molekülen
Stickstoff entstandene Rest des Carbonylazids )> N ■ CO • N in ato-
mistischen Stickstoff und Kohlenoxyd — das Kohlenoxyd läßt sich bei
der Reaktion einwandfrei nachweisen — unter starkem Druck und
hoher Temperatur partiell zerfallen kann. Die Energie des Stick-
stoffatoms reißt aus dem Benzolkorn eine CH-Gruppe heraus
und setzt sich an deren Stelle unter Bildung eines Pyridin-
derivates. Aus der Abspaltung der CH-Gruppen erklärt sich die
Bildung der stets auftretenden humusartigen Substanzen, die, wie wir
beobachtet haben, manchmal ein fast schwarzes unlösliches kohlenstoff-
reiches Pulver darstellen.

Von besonderem Interesse ist, daß sich das Molekül der freien
Stickstoffwasserstoffsäure H• Ws unter Umständen (hoher Druck und

hohe Temp.!) gegenüber aromatischen Kohlenwasserstoffen ebenso ver-
halten kann wie ihre Schwefelsäureester SO2 oder ihre Kohlensäure-
- Ns

ester


Es geht daraus hervor, daß das Molekül des Stick-

stoffwasserstoffs offenbar imstande ist, unter den angegebenen Be-
dingungen partiell in jV2 + N"' ff- H' getrennt zu zerfallen. Daß (NIT)"
aus Stickwasserstoff eliminiert werden und als selbständiges reaktions-
fähiges zweiwertiges Radikal wie die zweiwertigen Reste der starren
Säureazide seine Wirkung ausüben kann, hat F. Schmidt in seinen
schönen Untersuchungen gezeigt.1) In unserem Falle geht der

') Z. f. aogew. Cheui. 36. Jahrgang S. 511.
 
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