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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0007
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Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw.

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wenig tragfähigem Absatzmittel niedergeschlagen. Gleichmäßige, schich-
tungslose oder anscheinend schichtungsfreie Ablagerungen entstehen bei
gleichbleibendem Stoff und gleichbleibender Tragfähigkeit des Absatz-
mittels. Letztere ist aber am sichersten bei ausgedehnten gestauten
Wassern gewährleistet. Wenn wir Absätze von gröberem und von fei-
nerem Korn von unten nach oben ineinander übergehen sehen, so liegt
kein Grund vor, eine Änderung im Absatzmittel anzunehmen, denn der
Wechsel wird vollkommen durch eine Änderung in der Tragfähigkeit
des Mittels erklärt. Es liegt, um statt des allgemeinen einen besonderen
Ausdruck zu gebrauchen, kein Grund vor, vom Wasser als Absatz-
mittel für die gröberen, deutlich geschichteten Ablagerungen zum Wind
für die feineren undeutlich oder nicht geschichteten überzugehen. Darauf,
daß auch ungeschichtete Bildungen als Flußabsatz entstehen können, hat
Wahnschaffe für den Elbschlick hingewiesen.1) Auf Windabsatz wollte
Schumacher früher die lothringischen Lehme zurückführen.2) Die Schotter
und die sandigen Lehme auf der Höhe von Mercy sind zweifellos Fluß-
absätze; da die reinen Lehme allmählich aus den sandigen hervorgehen,
so liegt keine Veranlassung vor, diesen nicht den gleichen Ursprung
zuzuweisen. Die Tragfähigkeit des Wassers hatte weiter abgenommen
und brachte nur noch feine Bestandteile zum Absatz. Dabei darf man
nicht übersehen, daß die verschiedene Tragfähigkeit, die sich in einem
bestimmten Teilgebiet in aufeinander folgenden Zeiten kundtut, in ver-
schiedenen Gebietsteilen gleichzeitig stattgefunden haben kann. Im Ober-
lauf der Flüsse können Schotter, im Unterlauf Löß oder Lehm abgesetzt
worden sein. Daher rühren die Unterschiede in der Auffassung der
Terrassen, die bald als eiszeitlich, bald als zwischeneiszeitlich gedeutet
werden. Zum anderen, wesentlicheren Teil beruhen sie auf verschie-
dener Ansicht über die Beziehungen der Endmoränen zu den Schotter-
stufen.
Gegen die längere Zeit herrschende, besonders von Dupaquier und
Steinmann vertretene Ansicht, daß die’Schotterstufen von den äußersten
Endmoränen abgewaschen, mit anderen Worten, durch Verschwemmung
der Gesteine der Endmoränen entstanden, also gleichalterig mit diesen
seien, hat sich Schumacher in 1891 ausgesprochen.3) Ich schloß mich
1) Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg mit besonderer Be-
rücksichtigung der Börde. — Abhdl. Geolog. Spezialk. Preußen, Bd. 7, H. 1, Berlin
1885, S. 73.
2) Die Bildung und der Aufbau des oberrheinischen Tieflandes. — Mitteil.
Geolog. L. A. Els.-Lothr. 1890, Bd. 2, S. 340.
3) Aufnahmebericht für 1891. — Ebenda, Bd. 3, S. XXIV und XXXII.
 
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