Über die Entstehung der lothringiscnen Lehme usw.
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Waschung einsetzte, wurde der Löß trocken gelegt. Auf ihm entwickelte
sich wohl zuerst eine Tundra oder Moossteppe, dann eine Grasland-
schaft, später, bei allmählicher Verlehmung der Oberfläche, eine Wald-
landschaft. In einem so lockeren Boden, wie dem Löß, senken sich
die feinsten Wurzelfasern der Bäume und anderer Pflanzen sehr tief
ein, und die Wurzelröhrchen, die auf Steppengräser aus der Zeit der
Entstehung des Lößes hinweisen sollen, können sehr wohl jüngeren
Alters sein. Sie finden sich ebenso in dem sicher in Wasser abgesetzten
Sandlöß wie im echten, angeblich durch Winde angewehten Löß.* 1)
Auch Brockmann-Jerosci-i scheint sich in diesem Sinne ausgesprochen
zu haben.2) Lang hat bis auf 2 m Tiefe noch lebende Wurzelschößlinge
gefunden, welche oben wachsende niedrige Kräuter hinabsandten.3) Ehe
die Verlehmung begann und dadurch die Bodendecke sich befestigte/
konnte der feinstaubige Löß vielfach Verblasen werden, und hoch-
gelegcne Vorkommen bedürfen wohl dieser Annahme für ihre Erklä-
rung. Daß die Windlehre im Mittelrheintale besonders dort festen
Fuß fassen konnte, wo die diluvialen Sande, zumeist wohl in neuerer
Zeit, zu Dünen verweht sind, ist eine begreifliche Erscheinung.
Nicht in Einklang mit den gegebenen Verhältnissen scheint mir
folgende Angabe von Wahnschaffe-Schucht auf S. 244 zu stehen:
„Schon während des Lößabsatzes siedelte sich in der Steppe eine üppige
Vegetation von Steppengräsern an. Die Wurzelrückstände der Gräser
gaben Veranlassung zu den kleinen Kalkröhrchen, die beim Abschwem-
men des Lößes Zurückbleiben. Die sich selbst überlassene, alljährlich
absterbende Grasvegetation verursachte eine Anreicherung des Humus-
gehaltes in der Oberkrume. Hinsichtlich der Entstehung dieser Humus-
schicht ist hier eine Trockenhumusbildung unter einem kalten, trockenen
Steppenklima anzunehmen.“ Es bildete sich Schwarzerde. Darnach
müßte sich während der ganzen Zeit des Lößabsatzes Schwarzerde ent-
wickelt haben, wir dürften also keinen lichtgelblichen Löß vorfinden,
sondern. einen mehr oder weniger dunkel gefärbten. Die Dunkelfärbung
durchzieht aber nicht den ganzen Löß, sondern nur wenige Lagen im
J) Schumacher, Erläüt. z. geolog. Karte der Umgegend von Straßburg
1 : 25 000. Straßburg 1883. S. 40.
2) Über das Alter des schweizerischen diluvialen Lößes. Vierteljahresschrift
Naturw. Ges. Zürich, Jahrg. 54. 1885. Nach einer Bemerkung in David Geyer,
Die Mollusken des schwäbischen Lößes in Vergangenheit und Gegenwart.
Jahresh. Ver. f. vaterländische Naturk. Württemberg, 73. Jahrg. 1917, S. 84 („Nach
Brockmann-Jerosch beweist zwar die Röhrchenstruktur nichts für die Vegetation“).
3) Über Sedimentärgesteine der Umgegend von Göttingen. Z. D. G. G. 1881,
Bd. 33, S. 272. — Vgf. im Nachtrag eine Angabe von Herrn Geheimrat Salomon.
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Waschung einsetzte, wurde der Löß trocken gelegt. Auf ihm entwickelte
sich wohl zuerst eine Tundra oder Moossteppe, dann eine Grasland-
schaft, später, bei allmählicher Verlehmung der Oberfläche, eine Wald-
landschaft. In einem so lockeren Boden, wie dem Löß, senken sich
die feinsten Wurzelfasern der Bäume und anderer Pflanzen sehr tief
ein, und die Wurzelröhrchen, die auf Steppengräser aus der Zeit der
Entstehung des Lößes hinweisen sollen, können sehr wohl jüngeren
Alters sein. Sie finden sich ebenso in dem sicher in Wasser abgesetzten
Sandlöß wie im echten, angeblich durch Winde angewehten Löß.* 1)
Auch Brockmann-Jerosci-i scheint sich in diesem Sinne ausgesprochen
zu haben.2) Lang hat bis auf 2 m Tiefe noch lebende Wurzelschößlinge
gefunden, welche oben wachsende niedrige Kräuter hinabsandten.3) Ehe
die Verlehmung begann und dadurch die Bodendecke sich befestigte/
konnte der feinstaubige Löß vielfach Verblasen werden, und hoch-
gelegcne Vorkommen bedürfen wohl dieser Annahme für ihre Erklä-
rung. Daß die Windlehre im Mittelrheintale besonders dort festen
Fuß fassen konnte, wo die diluvialen Sande, zumeist wohl in neuerer
Zeit, zu Dünen verweht sind, ist eine begreifliche Erscheinung.
Nicht in Einklang mit den gegebenen Verhältnissen scheint mir
folgende Angabe von Wahnschaffe-Schucht auf S. 244 zu stehen:
„Schon während des Lößabsatzes siedelte sich in der Steppe eine üppige
Vegetation von Steppengräsern an. Die Wurzelrückstände der Gräser
gaben Veranlassung zu den kleinen Kalkröhrchen, die beim Abschwem-
men des Lößes Zurückbleiben. Die sich selbst überlassene, alljährlich
absterbende Grasvegetation verursachte eine Anreicherung des Humus-
gehaltes in der Oberkrume. Hinsichtlich der Entstehung dieser Humus-
schicht ist hier eine Trockenhumusbildung unter einem kalten, trockenen
Steppenklima anzunehmen.“ Es bildete sich Schwarzerde. Darnach
müßte sich während der ganzen Zeit des Lößabsatzes Schwarzerde ent-
wickelt haben, wir dürften also keinen lichtgelblichen Löß vorfinden,
sondern. einen mehr oder weniger dunkel gefärbten. Die Dunkelfärbung
durchzieht aber nicht den ganzen Löß, sondern nur wenige Lagen im
J) Schumacher, Erläüt. z. geolog. Karte der Umgegend von Straßburg
1 : 25 000. Straßburg 1883. S. 40.
2) Über das Alter des schweizerischen diluvialen Lößes. Vierteljahresschrift
Naturw. Ges. Zürich, Jahrg. 54. 1885. Nach einer Bemerkung in David Geyer,
Die Mollusken des schwäbischen Lößes in Vergangenheit und Gegenwart.
Jahresh. Ver. f. vaterländische Naturk. Württemberg, 73. Jahrg. 1917, S. 84 („Nach
Brockmann-Jerosch beweist zwar die Röhrchenstruktur nichts für die Vegetation“).
3) Über Sedimentärgesteine der Umgegend von Göttingen. Z. D. G. G. 1881,
Bd. 33, S. 272. — Vgf. im Nachtrag eine Angabe von Herrn Geheimrat Salomon.
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