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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0025
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Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw. 25
spricht in letzterem eine wiederholte Schwarzerdebildung mit wieder-
kehrender Steppenfauna.
Sehr bemerkenswert ist der Aufsatz von A. F. von Stahl „Zur Frage
der Lößbildung“1), der für die Löße in Bußland, Persien und (?) China
vorwiegend Anschwemmung durch Wasser annimmt2), Verwehungen
nur in geringem Maße zugibt. Allerdings verlegt er die erstere in eine
Regenzeit beim Abschmelzen der Gletscher, während ich den Löß im
Anschluß an die Auffassung von Andreae 3) stets für glazial gehalten
habe. Der Mensch und die Wirbeltiere lebten in den Zwischeneiszeiten
und in der Nacheiszeit auf der verlehmten oder in Verlehmung be-
griffenen Löß Oberfläche, zum Teil in den kürzeren Unterbrechungszeiten
während der jüngeren (Würm-)Vergletscherung.
Besondere Vorsicht in der Deutung ist geboten, wo die Reste
nicht in einer regelmäßigen Schichtenfolge, sondern in Spaltenaus-
füllungen gefunden werden. Das Vorkommen von Lemming, Ziesel,
Schneehase und Murmeltier in den Klüften des Buntsandsteins von
Vöklinshofen im Oberelsaß führt Doederlein auf Verschleppung durch
Raubvögel zurück.4) Die Funde von Steppentieren, die Nehring von
Thiede und Westeregeln aus Gipsschloten in mehreren Schriften be-
handelt hat, konnten nur deshalb eine so große Bedeutung für die Löß-
frage gewinnen, weil die geologischen Verhältnisse nicht genügend ge-
klärt waren. Bei Thiede finden sich die Steppentiere nach Wiegers
auf zweiter Lagerstätte im Geschiebemergel, und das gleiche scheint
für Westeregeln zu gelten (S. 23,2), 26 u. 29). Auch Harbort sieht das

9 Z. D. G. G. 1922, Bd. 74, B. 320—325.
2) Für wäßrige Entstehung cles asiatischen Lößes haben sich auch P. J.
Armaschewskij und A. P. Pawlow ausgesprochen und leugnen völlig die Rolle
des Windes, im Gegensätze zu von Richthofen, der zwar dem Wind die Haupt-
tätigkeit zuweist, die Mitwirkung gelegentlicher Regengüsse aber nicht aus-
schließt. Obrutschew nimmt für die Entstehung des asiatischen Lößes die
gleichen klimatischen Verhältnisse wie heute an, denn auch noch heute entsteht
in China echter Löß. Für ihn ist der nordchinesische Löß der Staubabtrag des
verwitterten inneren Asien. Innerasien aber selbst ist arm an Ablagerungen
von echtem Löß. Nach einer Besprechung in Petermanns Mitteilungen, 58. Jahrg.
1912, 2. Halbband über W. A. Obrutschew, Zur Frage der Entstehung des Löß.
8°, 38 S. (russisch) 1 Taf. Tomsk 1911.
3) Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unterelsaß, seine geologischen
und palaeontologischen Verhältnisse nnd Vergleiche seiner Fauna mit der recen-
ten Fauna des Elsaß. — Abhdl. Geolog. Spezialk. Els.-Loth. Bd. 4, H. 2, Straß-
burg 1884.
4) Die diluviale Tierwelt von Vöklinshofen. Mitteil. Philomath. Ges. Els.-
Lothr., Bd. 1, Jahrg. 5, 1897, S. 92.
 
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