Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw. 27
grenze des letzten Inlandeises am geringsten und beträgt nur etwa
10 km.
Die Schnecken sind im Löß unregelmäßig verteilt, teils stellen-
weise oder strichweise angehäuft, teils zerstreut und vereinzelt. Benecke
und Cohen (85, S. 560) nehmen zur Erklärung dieser Erscheinung aiq
daß die leichten Schalen auf der Oberfläche des Wassers schwammen
und ziemlich gleichzeitig abgesetzt wurden. Andere, die durch zufällige
Ausfüllung mit Schlamm schwerer waren, sanken vereinzelt oder zer-
streut unter. Deecke (Geologie von Baden, II, S. 650) glaubt, daß
die toten Schalen kleiner Schnecken durch heftige Winde stellen-
weise zusammengeweht sein können. Zu der auch von anderen For-
schern geteilten Auffassung der Anschwemmung der Schnecken be-
merkt David Geyer1): „Es mutet uns sonderbar an, wenn wir hören,
in welchen Vorstellungen vom Vorgang der Sedimentierung führende
Geologen sich bewegten.“ Er weist dann zustimmend auf eine An-
o o
gäbe von Sauer hin2), wonach die Lößschnecken „niemals schichtweise
angereichert, sondern gleichmäßig vom Liegenden zum Hangenden, also
durch die ganze Ablagerung der betreffenden Lokalität verteilt sind“.
Dazu bemerkt Geyer: „Diese Beobachtung allein schon entscheidet die
ganze Streitfrage. Frei von jeder Anordnung von mechanischen Ge-
setzen, wie sie der Anhäufung durch Wasser zugrunde liegen, sind die
Schalen, große und kleine, im Löß verteilt. Die Schneckenkolonien im
Löß bieten ein Seitenstück zu den Schwammkolonien und Korallen-
stöcken im Jura“ (S. 52). Die Schnecken lebten andauernd an be-
stimmten, durch ihre Feuchtigkeit günstigen Wohnbezirken gesellig
„und wurden im Tode begraben von dem trocknen Staub, der wäh-
rend ihres Lebens nicht vermochte, sie zu stören“. Gegenüber der
geringen Beteiligung der Süßwasserschnecken im Löß weist Geyer auf
den reichen Gehalt der jetzigen Anschwemmungen — im Gegensatz zu
den Angaben von Benecke und Cohen sowie Brokmeyer — und der quar-
tären Schotter hin und ruft aus: „Welche Macht der Welt sollte das
Wasser gehindert haben, im Löß dieselben Wassermollusken nieder-
zulegen!“ Vielleicht, wie oben gesagt, die niedrige Temperatur des
Wassers. Wo sie in zweifellosen Fluß- und Bachabsätzen in der
Minderzahl auftreten, ist dies nach Geyer darauf zurückzuführen, daß
sie wegen ihres Aufenthaltes am Boden der Gewässer, ihrer Größe und
teilweise auch ihrer Dickschaligkeit bei Hochwasser auf den Grund ge-
x) Die Mollusken des schwäbischen Lößes in Vergangenheit und Gegen-
wart. Jahresh. Ver. f. vaterländ. Naturk. Württemberg, 73. Jahrg. 1917, 52.
2) Über die äolische Entstehung des Löß am Rande der norddeutschen
Tiefebene. — Zeitschr. f. Naturwissensch. Halle 1889, Bd. 62, S. 10.
grenze des letzten Inlandeises am geringsten und beträgt nur etwa
10 km.
Die Schnecken sind im Löß unregelmäßig verteilt, teils stellen-
weise oder strichweise angehäuft, teils zerstreut und vereinzelt. Benecke
und Cohen (85, S. 560) nehmen zur Erklärung dieser Erscheinung aiq
daß die leichten Schalen auf der Oberfläche des Wassers schwammen
und ziemlich gleichzeitig abgesetzt wurden. Andere, die durch zufällige
Ausfüllung mit Schlamm schwerer waren, sanken vereinzelt oder zer-
streut unter. Deecke (Geologie von Baden, II, S. 650) glaubt, daß
die toten Schalen kleiner Schnecken durch heftige Winde stellen-
weise zusammengeweht sein können. Zu der auch von anderen For-
schern geteilten Auffassung der Anschwemmung der Schnecken be-
merkt David Geyer1): „Es mutet uns sonderbar an, wenn wir hören,
in welchen Vorstellungen vom Vorgang der Sedimentierung führende
Geologen sich bewegten.“ Er weist dann zustimmend auf eine An-
o o
gäbe von Sauer hin2), wonach die Lößschnecken „niemals schichtweise
angereichert, sondern gleichmäßig vom Liegenden zum Hangenden, also
durch die ganze Ablagerung der betreffenden Lokalität verteilt sind“.
Dazu bemerkt Geyer: „Diese Beobachtung allein schon entscheidet die
ganze Streitfrage. Frei von jeder Anordnung von mechanischen Ge-
setzen, wie sie der Anhäufung durch Wasser zugrunde liegen, sind die
Schalen, große und kleine, im Löß verteilt. Die Schneckenkolonien im
Löß bieten ein Seitenstück zu den Schwammkolonien und Korallen-
stöcken im Jura“ (S. 52). Die Schnecken lebten andauernd an be-
stimmten, durch ihre Feuchtigkeit günstigen Wohnbezirken gesellig
„und wurden im Tode begraben von dem trocknen Staub, der wäh-
rend ihres Lebens nicht vermochte, sie zu stören“. Gegenüber der
geringen Beteiligung der Süßwasserschnecken im Löß weist Geyer auf
den reichen Gehalt der jetzigen Anschwemmungen — im Gegensatz zu
den Angaben von Benecke und Cohen sowie Brokmeyer — und der quar-
tären Schotter hin und ruft aus: „Welche Macht der Welt sollte das
Wasser gehindert haben, im Löß dieselben Wassermollusken nieder-
zulegen!“ Vielleicht, wie oben gesagt, die niedrige Temperatur des
Wassers. Wo sie in zweifellosen Fluß- und Bachabsätzen in der
Minderzahl auftreten, ist dies nach Geyer darauf zurückzuführen, daß
sie wegen ihres Aufenthaltes am Boden der Gewässer, ihrer Größe und
teilweise auch ihrer Dickschaligkeit bei Hochwasser auf den Grund ge-
x) Die Mollusken des schwäbischen Lößes in Vergangenheit und Gegen-
wart. Jahresh. Ver. f. vaterländ. Naturk. Württemberg, 73. Jahrg. 1917, 52.
2) Über die äolische Entstehung des Löß am Rande der norddeutschen
Tiefebene. — Zeitschr. f. Naturwissensch. Halle 1889, Bd. 62, S. 10.