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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0029
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Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw.

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stellt. Nach einer brieflichen Mitteilung (10. September 1923) von
W. Wagner liegen nach Beobachtungen, die er in den Kriegsjahren in
der Umgebung von Straßburg gemacht hat, die Schnecken im jüngeren
Löß unregelmäßig verteilt. „Im rheinhessischen Löß habe ich derartige
unregelmäßige Verteilung noch nicht beobachtet, höchst selten ist mir
hier ungeschichteter Löß begegnet, meist läßt sich eine mehr oder
weniger deutliche Schichtung erkennen und damit verknüpft lagenweise
Anordnung der Schnecken.“ Geyer ist auf Grund eingehender Kenntnis
der Schnecken und ihrer Lebensweise zu seinen Folgerungen gekommen.
Es ziemt mir in einer zoologischen Frage, mit der ich mich bisher
nicht beschäftigt habe, weder eine Anerkennung noch eine Zurück-
weisung seiner Auffassung. Ich möchte dennoch hervorheben, daß es,
wenn die Schnecken während der ganzen Lößzeit am Ort ihres Vor-
kommens gelebt haben, sehr auffallend ist, daß der Mensch und die
Wirbeltiere nur zu bestimmten Zeiten auf der verlehmten oder in Ver-
lehmung begriffenen Lößoberfläche gelebt haben. Bei der Zurück-
führung des Vorkommens der Süßwasserschnecken auf seichte Gräben
und Tümpel hat Geyer übersehen, daß es sich z. B. beim Sandlöß von
Schiltigheim um eine Ablagerung handelt, die sich in großer Gleich-
mäßigkeit über ein größeres Gebiet erstreckt und überall durch Führung
von Sand Flußabsatz andeutet. Sandlöß leitet sowohl am Mittel- als
auch am Unterrheine den Absatz des Lößes ein. Bei Straßburg hatte
zur Zeit des Absatzes der Niederterrasse die Breusch ihre Schotter
über den Rheinkies vorgeschoben. Der Sand im Sandlöß ist Breusch-
sand (Sgi-iumacher, Erl. Straßburg, S. 11). Breusch und Rhein kämpften
miteinander und brachten abwechselnd die mitgeführten Bestandteile
zum Absatz. In den höheren, also jüngeren Teilen des jüngeren Lößes
fehlen Einschwemmungen der Breusch. Bei fortschreitender Stauung
war sie zurückgedrängt worden, es kam nur noch durch den Rhein
Löß zum Absatz. Versiegt war die Breusch jedenfalls nicht, und das
gleiche gilt für die anderen Seitenzuflüsse des Rheins. Geyer hat den
Schnecken eine große, dem geognostischen Körper nicht die genügende
Beachtung geschenkt.

Eine große Bedeutung für die Entstehung des Lößes wird, nach
dem Vorgang Sauers (S. 27,2) und unten1)) den in seinem Liegenden vor-
kommenden Dreikantnern oder Kantengeschieben zugeschrieben, die
auch bei Magdeburg unter dem Löß vorkommen und deshalb nach
Wahnschaffe-Schucht (S. 241) mit seiner Entstehung notwendig in

b Gegenwärtiger Stand der Lößfrage in Deutschland. Globus, Bd. 59. Nr. 2.
 
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