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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0054
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Georg Klebs:

auch beibehalten wird, wenn die Nachwirkungserscheinungen
selbst ganz verschwunden sein sollten.
Zum Schluß will ich noch kurz auf das ungleiche Verhalten
der Individuen der gleichen Spezies eingehen, das ScHiMPER,
WniGHT u. a. ebenfalls zum Beweis für den inneren Rhythmus
der Pflanzen heranziehen. Die einen Individuen können kahl
stehen und ruhen, die anderen zu gleicher Zeit lebhaft wachsen.
Auch hier liegt die Sachlage nicht so einfach. Solche indi-
viduelle Unterschiede können auf zweierlei Art und Weise zu-
stande kommen. Einerseits können sie den Sämlingen oder Steck-
lingen von vornherein dadurch gegeben sein, daß diese unter
verschiedenen Bedingungen an der Mutterpflanze entstanden sind.
Andrerseits können durch die Verschiedenheit der Außenbedin-
gungen während ihrer selbständigen Entwicklung solche Unter-
schiede den Individuen eingeprägt sein. Es fehlt uns bei der
bloßen Betrachtung solcher Individuen jedes Mittel, um zu be-
urteilen, was der Grund für die Verschiedenheit gewesen ist.
MASSART (1895, S. 249) machte schon auf das sehr verschiedene
Verhalten zweier Bäume von AuVä in Tjibodas auf-
merksam. Ich beobachtete dort eine Gruppe von acht Exem-
plaren, die dicht nebeneinander standen, und die nach den An-
gaben des Gärtners WOLTERS 1893 zu gleicher Zeit gepflanzt worden
waren und auch Stecklinge de! gleichen Mutterpflanze sein sollten.
Man kann sich größere Kontraste kaum vorstellen, das eine
Extrem war ein großer, reich beblätterter Baum, lebhaft treibend
und blühend, das andere Extrem ein kleiner, fast ganz kahler
Strauch und dazwischen verschiedene Mittelformen. Jeder, der
überhaupt Pflanzenwachstum zu beurteilen vermag, muß sich
sagen, daß die Wachstumsbedingungen eben nicht so gleich-
artig gewesen sein können, und ebenso wird das für zahlreiche
andere Fälle gelten.
Wenn man die außerordentliche Mannigfaltigkeit der perio-
dischen Erscheinungen des Pflanzenlebens untersucht, so beruht
sie vor allem auf der als gegeben anzunehmenden Mannigfaltig-
keit der Arten, die gerade in den Tropen mit überwältigendem
Reichtum vertreten sind. Im Prinzip steht jede Art mit allen
ihren Funktionen in notwendigem Zusammenhang mit der Be-
schaffenheit der Außenwelt, und es liegt die Aufgabe vor — eine
solche von unerschöpflichem Inhalt — das Verhältnis der Lebens-
funktionen jeder Art zu ihrer Außenwelt festzustellen. Für die
 
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