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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0053
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Über die Rhythmik itt der Entwicklung der Pflanzen.

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oder die europäischen Eichen in Tjibodas oder den alten Apfel-
baum hoch am Pangerango beobachtet, so erkennt man sofort,
daß er nicht unter den für seine Natur günstigen Bedingungen
lebt. Sehr wahrscheinlich ist die hohe Feuchtigkeit der Luft
(Mangel an Transpiration, Einschränkung des Gaswechsels), der
hohe Wassergehalt des Bodens (Luftmangel) für viele aus perio-
dischem Klima stammende Pflanzen in geringerem oder stär-
kerem Grade ungünstig. Bei den in Buitenzorg kultivierten
Pflanzen aus temperierten Zonen kann ebenso die zu gleichmäßig
hohe Temperatur hemmend einwirken. Man braucht nur daran
zu denken, daß durch diese Faktoren die Ausbildung des Wurzel-
systems beschränkt ist, um zu erkennen, daß selbst bei sehr
hohem Nährsalzgehalt, wie z. B. in Tjibodas, eine ungenügende
Menge der Salze dem Baume zugeführt wird. Das läßt sich
ohne spezielle Untersuchungen nicht im einzelnen beweisen, aber
ebensowenig widerlegen diese vorläufig nicht genügend bekannten
Erscheinungen die Richtigkeit des allgemeinen Prinzips. Man
muß sich erinnern, daß gerade die Beschaffenheit des Bodens
noch viele ungelöste Probleme darbietet, daß möglicherweise
noch ganz unbekannte Erscheinungen in ihm später als wesent-
lich erkannt werden können.
Wenn man einmal zugibt, daß die Ungleichheit im Verhalten
der Zweige in letzter Linie durch diei Außenwelt bedingt ist, so wird
man sich auch nicht wundern, daß die Ungleichheit einen sehr
hohen Grad erreichen kann, wie z. B. bei der Buche am Pangerango,
wo die eine Hälfte in jungem Laube prangt, die andere Hälfte
ruht und welke Blätter trägt. Schon die kleine Buche aus Heidel-
berg zeigte, daß ein Astsystem ausgetrieben hatte, ein anderes
noch ruhende Knospen besaß. Kleine Differenzen, die bei der
Ausbildung der Knospen entstanden waren, geringere oder
stärkere Inaktivität der Fermente können zunächst dieses ver-
schiedene Verhalten erklären. Sowie aber einmal eine solche
Differenz entstanden ist, kann sie weiter wirken. Denn während
das eine Astsystem sich stark entwickelt, treten in ihm Hem-
mungen ein, die auf der Nachwirkung der Kultur in einem perio-
dischen Klima beruhen (s. S. 21). Zu gleicher Zeit erwacht immer
stärker das Wachstum in dem anderen System, das nun Nährsalze
und Wasser an sich zieht und mitwirkt, daß das zuerst wachsende
in Ruhe übergeht. Das muß sich wiederholen, da sich die Be-
dingungen gleich bleiben, es entsteht ein Rhythmus, der dann
 
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