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Georg Klebs:
ähnlichen Boden die Malayen seit undenklicher Zeit ihren Reis
ohne Düngung kultivieren. Aber das erklärt sich nach den wich-
tigen Ausführungen von BERGER (1910) durch die Wasserbe-
rieselung. Das von den Bergen stammende Wasser ist reich
an Nährsalzen, und der Boden besitzt, wie quantitativ nachge-
wiesen wurde, die Fähigkeit, einen Teil dieser Nährsalze zu
absorbieren. Das kommt aber für den Garten weniger in Betracht,
in welchem die Verwitterung und die Zersetzung der Blätter u. dergl.
eine jedenfalls nicht unbegrenzte Menge von Nährsalzen liefert.
Es fragt sich überhaupt, ob nicht in den Tropen eine gewisse
Periodizität des Nährsalzgehaltes im Boden herrsche. Ais ich
mit Herrn BERGER über die Frage sprach, meinte er, daß es
sogar wahrscheinlich, wenn auch bisher nicht nachgewiesen sei.
Wie das sich auch verhalte, wir können annehmen, daß jeder
Baum nur eine begrenzte Nährstoffmenge im Boden findet. Auf
der andern Seite ist die Assimilationstätigkeit im ganzen Jahr
relativ gefördert und es kann daher sehr leicht bei einzelnen
Zweigen ein Mißverhältnis zwischen den fort und fort erzeugten
organischen Substanzen, wie Stärke usw., und der relativ zu
geringen Nährstoffzufuhr erfolgen. In einem gegebenen Augen-
blick genügt sie für eine Anzahl Zweige, die lebhaft wachsen
und dann in noch höherem Grade die Nährsalze anderen
Zweigen entziehen, so daß diese in den Ruhezustand übergehen
müssen. Die Ungleichheit kann dann noch gesteigert werden
durch die früher (S. 40 und 42) erwähnten Ungleichheiten der
Temperatur und Feuchtigkeit und auch des Lichtes, schon des-
halb, weil dieses wieder die beiden ersten Faktoren beeinflußt.
Das relativ gleichmäßige Tropenklima bewirkt nach meiner
Auffassung durch andauernde Förderung der Assimilationstätig-
keit bei nicht entsprechender Nährsalzzufuhr aus dem Boden
die Ungleichheit der Zweige ein und desselben Baumes. Eine
Stütze für die Auffassung liegt in den Experimenten an ßroMweu
und VdMVizAfe (s. S. 32—33), in welchen durch Entblätterung die
ruhenden Zweige zu relativ schnell aufeinanderfolgendem Treiben,
oder überhaupt zu beständigem Treiben veranlaßt werden konnten.
Entblätterung wirkt, wie wir gesehen haben, in gleichem Sinne
wie Nährsalzzufuhr.
Ich will aber durchaus nicht behaupten, daß solche Gründe
für alle Fälle ausreichen. Sicherlich spielen noch andere Dinge
eine Rolle dabei. Wenn man den kümmerlichen Pflaumenbaum
Georg Klebs:
ähnlichen Boden die Malayen seit undenklicher Zeit ihren Reis
ohne Düngung kultivieren. Aber das erklärt sich nach den wich-
tigen Ausführungen von BERGER (1910) durch die Wasserbe-
rieselung. Das von den Bergen stammende Wasser ist reich
an Nährsalzen, und der Boden besitzt, wie quantitativ nachge-
wiesen wurde, die Fähigkeit, einen Teil dieser Nährsalze zu
absorbieren. Das kommt aber für den Garten weniger in Betracht,
in welchem die Verwitterung und die Zersetzung der Blätter u. dergl.
eine jedenfalls nicht unbegrenzte Menge von Nährsalzen liefert.
Es fragt sich überhaupt, ob nicht in den Tropen eine gewisse
Periodizität des Nährsalzgehaltes im Boden herrsche. Ais ich
mit Herrn BERGER über die Frage sprach, meinte er, daß es
sogar wahrscheinlich, wenn auch bisher nicht nachgewiesen sei.
Wie das sich auch verhalte, wir können annehmen, daß jeder
Baum nur eine begrenzte Nährstoffmenge im Boden findet. Auf
der andern Seite ist die Assimilationstätigkeit im ganzen Jahr
relativ gefördert und es kann daher sehr leicht bei einzelnen
Zweigen ein Mißverhältnis zwischen den fort und fort erzeugten
organischen Substanzen, wie Stärke usw., und der relativ zu
geringen Nährstoffzufuhr erfolgen. In einem gegebenen Augen-
blick genügt sie für eine Anzahl Zweige, die lebhaft wachsen
und dann in noch höherem Grade die Nährsalze anderen
Zweigen entziehen, so daß diese in den Ruhezustand übergehen
müssen. Die Ungleichheit kann dann noch gesteigert werden
durch die früher (S. 40 und 42) erwähnten Ungleichheiten der
Temperatur und Feuchtigkeit und auch des Lichtes, schon des-
halb, weil dieses wieder die beiden ersten Faktoren beeinflußt.
Das relativ gleichmäßige Tropenklima bewirkt nach meiner
Auffassung durch andauernde Förderung der Assimilationstätig-
keit bei nicht entsprechender Nährsalzzufuhr aus dem Boden
die Ungleichheit der Zweige ein und desselben Baumes. Eine
Stütze für die Auffassung liegt in den Experimenten an ßroMweu
und VdMVizAfe (s. S. 32—33), in welchen durch Entblätterung die
ruhenden Zweige zu relativ schnell aufeinanderfolgendem Treiben,
oder überhaupt zu beständigem Treiben veranlaßt werden konnten.
Entblätterung wirkt, wie wir gesehen haben, in gleichem Sinne
wie Nährsalzzufuhr.
Ich will aber durchaus nicht behaupten, daß solche Gründe
für alle Fälle ausreichen. Sicherlich spielen noch andere Dinge
eine Rolle dabei. Wenn man den kümmerlichen Pflaumenbaum