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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0003
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In allen Gegenden der Erdoberfläche mit deutlich ausge-
prägtem Wechsel des Klimas zeigt die Pflanzenwelt einen ent-
sprechenden Wechsel der Entwicklung, fn der kalten Zeit der
temperierten Zonen oder in der trockenen Zeit tropischer
Zonen geht die Pflanzenwelt in einen Ruhezustand über,
während in der warmen bzw. feuchten Zeit das Wachstum
lebhaft vor sich geht. Unter Ruhe wird hier der Stillstand
der Entwicklung verstanden, während andere Lebensprozesse,
wie die Atmung und dergleichen, niemals aufhören, solange die
Pflanze überhaupt lebendig bleibt. Bei der Entwicklung selbst
können wir unterscheiden: die erste Anlage der neuen Organe,
die gewöhnlich sehr langsam und mit geringer Längenzunahme
erfolgt, und die eigentliche Streckung, auf der die leicht sicht-
bare Vergrößerung beruht. Wenn ich im folgenden vom Wachs-
tum rede, so meine ich in erster Linie die Streckung der vege-
tativen Organe.
Der Eintritt in den Ruhezustand ist in unserer Zone durch
den Laubabfall gekennzeichnet. Nach GARCKES Flora von
Deutschland gibt es, abgesehen von den Koniferen, 112 dikotyle
Baumarten, die sämtlich im Herbst ihr Laub abwerfen; von den
108 größeren Sträuchern sind nur vier im Winter immergrün
-He&ya HWLe,
Schon wesentlich verändert sind die Verhältnisse,
wenn wir nach Japan gehen, einem Gebiet mit ausgesprochenem
Wechsel von Sommer und Winter, aber mit allmählich steigender
Wintertemperatur von der nördlichen Insel Hokkaido bis zur Süd-
spitze von Kiushiu, wo bereits ein subtropisches Klima herrscht.
Auf Hokkaido überwiegen noch die laubabwerfenden dikotylen
Bäume, in den Wäldern des südlichen Kiushiu dagegen immer-
grüne Eichen, Lauraceen usw. Noch auffallender ist die Vor-
herrschaft der immergrünen Bäume in tropischen Gegenden. In
Ceylon zeigt das Klima noch eine deutliche Periodizität, da in

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