Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.
33
sogar 2 : 2-stündigem Rhythmus hervorzurufen; auch diese
künstlich hervorgerufenen Bewegungen zeigten die Nachwir-
kungen. Von einer auf rein inneren Gründen beruhenden Perio-
dizität kann hier nicht die Rede sein. Die periodischen Vor-
gänge der Entwicklung sind gewiß sehr viel verwickelter, sie
werden aber doch im Prinzip damit übereinstimmen.
Von dem jetzt gewonnenen Standpunkt aus will ich die perio-
dischen Erscheinungen der tropischen Pflanzen untersuchen.
III. Das Verhalten der tropischen Pflanzen.
Seit der Darstellung des tropischen Pflanzenlebens durch
ScniMPER sind mehrere Arbeiten veröffentlicht worden, die hierhin
gehörige Probleme behandeln. Der periodische Laubabfall bei
tropischen Bäumen in Ceylon ist durch die Arbeit von WrnGHT
(1905) umfassend untersucht worden. Wenn einerseits die Re-
sultate den großen Einfluß des periodischen Klimas aufweisen,
so hebt andrerseits WRiGHT hervor, daß manche Arten an-
scheinend ein vom Klima unabhängiges Verhalten darbieten. Er
neigt deshalb zu der ScHiMPER'schen Annahme einer inneren
Ruhe. Als HoLTERMANN (1907) sich in Ceylon mit den gleichen
Erscheinungen beschäftigte, kam er zu dem entgegengesetzten
Schluß, daß der Laubabfall nur eine Folge des periodischen Klimas
ist und bei gleichmäßigen Vegetationsbedingungen unterbleibt.^)
Der Laubabfall soll hier nicht näher erörtert werden, weil
er gegenüber dem allgemeinen Problem von der Rhythmik erst
in zweite Linie tritt und nicht mit ihm zusammenfällt. Abgesehen
von den relativ seltenen Fällen der periodischen Entlaubung
im gleichmäßigen Klima, beweist ein solcher Vorgang nicht einen
Stillstand der Entwicklung. Denn manche Bäume wie
u. a. entwickeln während der Zeit der Kahlheit
gerade die Blüten und Früchte — wir haben hier einen Wechsel
des vegetativen Wachstums und der Blütenbildung, aber sicher
nicht einen solchen von Ruhe und Wachstum. Selbst solche
D Es ist interessant zu sehen, daß HoLTERMANN sich hier auf den kau-
salen, stets von mir vertretenen Standpunkt steht. Denn in der Tat zwingen
gerade die periodischen Erscheinungen jeden dazu, und sei er auch sonst der
begeistertste Teleologe. Im Widerspruch damit klammert sich HoLTERMANN
bei der Besprechung der Wasserspeicher ausschließlich an die Teleologie, ja
er bekämpft meine Anschauungen, wobei er den so oft gerügten Fehler be-
geht, teleologische Deutung und kausale Forschung zu verwechseln.
33
sogar 2 : 2-stündigem Rhythmus hervorzurufen; auch diese
künstlich hervorgerufenen Bewegungen zeigten die Nachwir-
kungen. Von einer auf rein inneren Gründen beruhenden Perio-
dizität kann hier nicht die Rede sein. Die periodischen Vor-
gänge der Entwicklung sind gewiß sehr viel verwickelter, sie
werden aber doch im Prinzip damit übereinstimmen.
Von dem jetzt gewonnenen Standpunkt aus will ich die perio-
dischen Erscheinungen der tropischen Pflanzen untersuchen.
III. Das Verhalten der tropischen Pflanzen.
Seit der Darstellung des tropischen Pflanzenlebens durch
ScniMPER sind mehrere Arbeiten veröffentlicht worden, die hierhin
gehörige Probleme behandeln. Der periodische Laubabfall bei
tropischen Bäumen in Ceylon ist durch die Arbeit von WrnGHT
(1905) umfassend untersucht worden. Wenn einerseits die Re-
sultate den großen Einfluß des periodischen Klimas aufweisen,
so hebt andrerseits WRiGHT hervor, daß manche Arten an-
scheinend ein vom Klima unabhängiges Verhalten darbieten. Er
neigt deshalb zu der ScHiMPER'schen Annahme einer inneren
Ruhe. Als HoLTERMANN (1907) sich in Ceylon mit den gleichen
Erscheinungen beschäftigte, kam er zu dem entgegengesetzten
Schluß, daß der Laubabfall nur eine Folge des periodischen Klimas
ist und bei gleichmäßigen Vegetationsbedingungen unterbleibt.^)
Der Laubabfall soll hier nicht näher erörtert werden, weil
er gegenüber dem allgemeinen Problem von der Rhythmik erst
in zweite Linie tritt und nicht mit ihm zusammenfällt. Abgesehen
von den relativ seltenen Fällen der periodischen Entlaubung
im gleichmäßigen Klima, beweist ein solcher Vorgang nicht einen
Stillstand der Entwicklung. Denn manche Bäume wie
u. a. entwickeln während der Zeit der Kahlheit
gerade die Blüten und Früchte — wir haben hier einen Wechsel
des vegetativen Wachstums und der Blütenbildung, aber sicher
nicht einen solchen von Ruhe und Wachstum. Selbst solche
D Es ist interessant zu sehen, daß HoLTERMANN sich hier auf den kau-
salen, stets von mir vertretenen Standpunkt steht. Denn in der Tat zwingen
gerade die periodischen Erscheinungen jeden dazu, und sei er auch sonst der
begeistertste Teleologe. Im Widerspruch damit klammert sich HoLTERMANN
bei der Besprechung der Wasserspeicher ausschließlich an die Teleologie, ja
er bekämpft meine Anschauungen, wobei er den so oft gerügten Fehler be-
geht, teleologische Deutung und kausale Forschung zu verwechseln.