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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0022
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22

Georg Klebs:

(siehe Gruppe 1, S. 20) können durch niedere Temperatur oder
geringere Feuchtigkeit zur Ruhe, durch Erhöhung dieser Fak-
toren zum Wachstum übergehen. Bei der zweiten Gruppe ge-
nügen diese Änderungen der Außenwelt nicht; wir müssen
stärkere Reize (Verwundungen, Narkose usw.) anwenden oder
sie längere Zeit höherer Temperatur und Feuchtigkeit aussetzen,
um die durch die frühere Kultur eingeprägte Ruhezeit zu beseitigen.
Bei der dritten und kleinsten Gruppe sind die Mittel zur Auf-
hebung der sehr festen Ruheperiode noch nicht erkannt worden;
die Pflanzen sind auch nicht längere Zeit unter anderen Be-
dingungen kultiviert worden.
Will man sich diese Unterschiede durch einen Vergleich
klarer veranschaulichen, so kann man an chemische Substanzen
denken, die die Fähigkeit haben, in einen festen, gleichsam
ruhenden Zustand oder in einen flüssigen, mehr bewegten, oder
endlich in den gasförmigen Zustand von intensiver Bewegung
überzugehen. Welcher der möglichen Zustände eintritt, hängt
von dem Verhältnis der Molekularstruktur der Substanz zu der
Außenwelt ab; die größten Verschiedenheiten können dabei be-
obachtet werden. Das Wasser wird bei —1° fest (gewöhnlicher
Druck vorausgesetzt), es wird bei 100° gasförmig und bleibt
zwischen diesen Temperaturgrenzen flüssig. Der Äther dagegen
wird erst fest bei —129°, er wird gasförmig bei 35°. Bekanntlich
gibt es Substanzen, wie der Wasserstoff, die in sehr weiten Tem-
peraturgrenzen gasförmig bleiben, und für die früher behauptet
wurde, sie könnten ihren Aggregatzustand überhaupt nicht ändern,
bis gezeigt wurde, daß sie durch sehr niedere Temperatur and
hohen Druck doch flüssig, schließlich fest gemacht werden können.
Der Vergleich ist nicht zutreffend in bezug auf einen wich-
tigen Punkt; wir kennen bisher keine solche auffallende Nach-
wirkungen der vorhergehenden Bedingungen. Wir kennen aber
solche von anderen Bewegungserscheinungen der Pflanzen, vor
allem den Tag- und Nachtstellungen, die mit dem Wechsel von
Licht und Dunkelheit Zusammenhängen; ich brauche nur an die
bahnbrechenden Arbeiten PFEFFERS zu erinnern, die diese perio-
dischen Bewegungen in hohem Grade aufklären. Die durch den
Lichtwechsel erregte periodische Bewegung geht infolge einer
Nachwirkung anfangs auch bei konstantem Licht oder konstanter
Dunkelheit weiter, bis sie nach einiger Zeit aufhört. PFEFFER
(1907) gelang es, bei Äfwmsu Perioden von 12 : 12- oder 6 : 6-,
 
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