Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.
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zweiten Gruppe weisen deutlich genug darauf hin, daß es mög-
lich ist, solche feste Ruheperioden zu beseitigen; ich erinnere
an die Kartoffel vom Kilimanscharo, die Buche am Pangerango,
die Hyazinthe in Tjibodas. Wir müssen versuchen, das Problem
so zu formulieren, daß sowohl das Gemeinsame wie das Unter-
scheidende im Verhalten der einzelnen Arten hervortritt.
Die Zellen des Vegetationspunktes einer Knospe müssen die
allgemeine Fähigkeit besitzen, unter Umständen zu wachsen oder
zu ruhen. Ob das eine oder das andere geschieht, hängt von der
inneren physikalischen, chemischen Beschaffenheit der Zellen
ab, von dem, was ich die ,,inneren" Bedingungen nenne. Diese
selbst werden einmal bestimmt durch die spezifische Struktur,
die darüber entscheidet, in welcher Form und in welcher Ge-
schwindigkeit das Wachstum bei einer bestimmten Kombination
aller für die Zellen äußeren Faktoren geschieht. Denn zwei
Arten können sich unter gleichen äußeren Bedingungen ver-
schieden verhalten. Die inneren Bedingungen stehen notwendig
unter der Herrschaft der Außenwelt, durch die sie verändert
werden. Die äußeren Faktoren wirken dabei direkt auf die Knospe
und zugleich indirekt, indem sie die anderen Organe, Wurzel
Stengel, Blätter, beeinflussen, mit denen die Knospe im Zu-
sammenhang steht. Aber die Außenwelt kann auch insofern
entscheidend einwirken, als ihre Beschaffenheit während der
vorangegangenen Generationen, vor allem der Mutterpflanzen, den
inneren Bedingungen der-Nachkommen eine bestimmte Richtung
der Entwicklung einprägt, die von den Zellen noch eine Zeitlang
befolgt wird, obwohl die unmittelbaren äußeren Einflüsse ein
anderes Verhalten hervorrufen sollten. Wenn das richtig ist, so
folgt daraus, daß diese aufgezwungene Richtung doch wieder
durch die Außenwelt aufgehoben werden muß, sei es durch starke,
unmittelbar eingreifende Mittel, sei es durch die längere Dauer
einer dieser Richtung entgegenwirkenden Außenwelt. Die Be-
rechtigung dieser Auffassung ergibt sich aus der Bestätigung
durch die Erfahrungen, die vorhin geschildert worden sind. Wir
kommen also zu dem Satz, daß die Entscheidung, ob eine Knospe
wächst oder ruht, von der Außenwelt im weitesten Sinne des
Wortes abhängt.
Die Unterschiede, die so auffallend in dem Verhalten der
Pflanzenarten uns entgegentreten, beruhen auf dem verschie-
denen Verhältnis der Pflanzenspezies zur Außenwelt. Die einen
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zweiten Gruppe weisen deutlich genug darauf hin, daß es mög-
lich ist, solche feste Ruheperioden zu beseitigen; ich erinnere
an die Kartoffel vom Kilimanscharo, die Buche am Pangerango,
die Hyazinthe in Tjibodas. Wir müssen versuchen, das Problem
so zu formulieren, daß sowohl das Gemeinsame wie das Unter-
scheidende im Verhalten der einzelnen Arten hervortritt.
Die Zellen des Vegetationspunktes einer Knospe müssen die
allgemeine Fähigkeit besitzen, unter Umständen zu wachsen oder
zu ruhen. Ob das eine oder das andere geschieht, hängt von der
inneren physikalischen, chemischen Beschaffenheit der Zellen
ab, von dem, was ich die ,,inneren" Bedingungen nenne. Diese
selbst werden einmal bestimmt durch die spezifische Struktur,
die darüber entscheidet, in welcher Form und in welcher Ge-
schwindigkeit das Wachstum bei einer bestimmten Kombination
aller für die Zellen äußeren Faktoren geschieht. Denn zwei
Arten können sich unter gleichen äußeren Bedingungen ver-
schieden verhalten. Die inneren Bedingungen stehen notwendig
unter der Herrschaft der Außenwelt, durch die sie verändert
werden. Die äußeren Faktoren wirken dabei direkt auf die Knospe
und zugleich indirekt, indem sie die anderen Organe, Wurzel
Stengel, Blätter, beeinflussen, mit denen die Knospe im Zu-
sammenhang steht. Aber die Außenwelt kann auch insofern
entscheidend einwirken, als ihre Beschaffenheit während der
vorangegangenen Generationen, vor allem der Mutterpflanzen, den
inneren Bedingungen der-Nachkommen eine bestimmte Richtung
der Entwicklung einprägt, die von den Zellen noch eine Zeitlang
befolgt wird, obwohl die unmittelbaren äußeren Einflüsse ein
anderes Verhalten hervorrufen sollten. Wenn das richtig ist, so
folgt daraus, daß diese aufgezwungene Richtung doch wieder
durch die Außenwelt aufgehoben werden muß, sei es durch starke,
unmittelbar eingreifende Mittel, sei es durch die längere Dauer
einer dieser Richtung entgegenwirkenden Außenwelt. Die Be-
rechtigung dieser Auffassung ergibt sich aus der Bestätigung
durch die Erfahrungen, die vorhin geschildert worden sind. Wir
kommen also zu dem Satz, daß die Entscheidung, ob eine Knospe
wächst oder ruht, von der Außenwelt im weitesten Sinne des
Wortes abhängt.
Die Unterschiede, die so auffallend in dem Verhalten der
Pflanzenarten uns entgegentreten, beruhen auf dem verschie-
denen Verhältnis der Pflanzenspezies zur Außenwelt. Die einen