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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0006
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Georg Iüebs:

6

Für die Erörterung der Fragen nach dem Vorkommen und
den Ehesachen des rhythmischen Wechsels von Ruhe und Wachs-
tum will ich unterscheiden:
I. Das Verhalten krautartiger Pflanzen aus temperiertem
periodischem Klima.
IF Das Verhalten holziger Pflanzen aus temperiertem perio-
dischem Klima.
III. Das Verhalten tropischer Pflanzen.
IV. Die Bedingungen der Ruhe und des Wachstums bei tro-
pischen Bäumen.
V. Über das Blühen tropischer Bäume.

I. Das Verhalten krautiger Pflanzen aus temperiertem
p eri o di s c li e m K1 i ma.
Die entscheidenden Tatsachen, die die allgemeine Gültig-
keit des ScuiMPER'schen Satzes verneinten, entstammten zunächst
meinen Untersuchungen über den Entwicklungsgang einiger Algen
und Pilze. Die jahrelang fortgesetzten Kulturen lehrten unzweifel-
haft, daß bei diesen Organismen irgend ein Wechsel von Ruhe
und Bewegung nicht notwendig ist. Denn sobald man die Be-
dingungen für das vegetative Wachstum kennt und praktisch
verwirklichen kann, muß der betreffende Organismus beständig
weiter wachsen; er kann nicht zur Ruhe kommen, er fließt un-
aufhörlich dahin, gleichsam wie ein Strom mit konstantem Ge-
fälle. Das ist nicht eine Eigentümlichkeit niederer Organismen.
Vielmehr ließen sich auch höhere Pflanzen in gleicher Weise zu
einem solchen jahrelang dauernden Wachstum bringen, wie z.B.
GTecAowu WrmyuWu u. a. (1903, S. 35). Folglich
existiert keine allgemeine Regel, nach der der pflanzliche Or-
ganismus eine Zeitlang ruhen müßte.
In unserem Klima machen alle Gewächse mehr oder weniger
im Winter eine Ruheperiode durch, und es war bekannt, daß
gewisse Arten von Knollen- und Zwiebelpflanzen sich nicht durch
höhere Temperatur im Herbst zum Treiben bringen lassen. Die
Meinung, daß die Mehrzahl unserer Pflanzen eine solche einiger-
maßen fixierte Ruheperiode besitzt, erwies sich aber als irrig.
In den Jahren 1901—1903 habe ich eine ganze Anzahl per-
 
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