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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 31. Abhandlung): Über den Gaswechsel von Tieren mit glatter und quergestreifter Muskulatur — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37469#0004
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Otto Cohnheim :

strömen zu lassen. Ich habe dasselbe am quergestreiften Muskel
versucht, den ich im Tier ließ, so daß durch seine Blutgefäße
hindurch Sauerstoff strömte, dessen Verminderung gemessen
werden konnte, während der Muskel durch seinen Nerven mit
dem Zentralnervensystem des Tieres in normaler Weise in Ver-
bindung stand. Ich habe zunächst an den hinteren Extremitäten
von Katzen gearbeitet, indem ich Kanülen in die Arteria und
Vena femoralis einführte, beide mit dem Respirationsapparat ver-
band und auf diese Weise Sauerstoff durch die Blutgefäße eines
ganzen Hinterbeines leitete. Außerdem habe ich einzelne Muskeln
genommen, von denen besonders der Musculus rectus abdominis
sich durch seine bequeme Blutversorgung zu derartigen Versuchen
zu eignen schien. Aber auch mit einzelnen Oberschenkelmuskeln
und mit dem Musculus gastrocnemius habe ich experimentiert.
Diese Versuche sind indessen sämtlich gescheitert, und nicht wie
ich anfangs glaubte an der Schwierigkeit, das Eindringen von
Blut durch Kollateralen in das betreffende Gebiet zu verhüten.
Es ist vielmehr an sich anscheinend unmöglich, längere Zeit hin-
durch Sauerstoff durch die Muskelgefäße zu leiten. Nach wenigen
Minuten beginnt der Widerstand in den Gefäßen zu steigen und
erreicht in kurzem eine solche Höhe, daß. er nur durch einen
sehr hohen Druck überwunden werden kann, dem schließlich
die Gefäße nicht mehr standhalten. Brauchbare Versuche habe
ich auf diese Weise nicht zustande bekommen. Worauf die Ver-
schiedenheit der Muskelkapillaren und der Kapillaren des Darms
und des Herzens beruht, die so leicht mit Gas zu durchströmen
sind, vermag ich nicht zu sagen.
Ich bin dann dazu übergegangen, an ganzen Tieren zu arbeiten
und habe hei einer Anzahl von Meerestieren den Gaswechsel
untersucht, von denen ich solche mit glatten Muskeln und solche
mit quergestreiften Muskeln zu vergleichen suchte.
Ich hoffte, daß es auf diese Weise möglich sein würde, etwa
vorhandene durchgreifende Unterschiede zwischen glatten und
quergestreiften Muskeln zu erkennen. Es schien mir außerdem
wünschenswert, bei einer Reihe von Wirbellosen ganz ver-
schiedener Klassen den Gaswechsel zu untersuchen, da wir ihn
hei derartigen Tieren im allgemeinen noch recht wenig kennen.
Es liegt eigentlich nur eine größere Arbeit über den Gaswechsel
von Wirbellosen vor, von VERNON^), und gegen diese lassen sich

3) H. M. VERNON, o/ PA^/g., 7.9, 18 (1895).
 
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