Metadaten

Cohnheim, Otto; Uexküll, Jakob von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 32. Abhandlung): Die Dauerkontraktion der glatten Muskeln — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37470#0003
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
W enn man einen quergestreiften Skelettnmskei von seinem
Zentrum abtrennt, so verliert er seine Spannung und wird völlig
schlaff. Bei vielen glatten Muskeln ist ein derartiger Versuch
nicht ohne weiteres ausführbar, weil die Zentren in nächster
Nähe der Muskeln gelegen sind. Der eine von uns hat aber vor
Jahren gezeigt*), daß es glatte Muskeln gibt, die nach Abtrennung
vom Zentrum dauernd in dem Zustande beharren, in dem sie im
Augenblick der Abtrennung waren. Wenn man die Retraktoren
des Rüssels von Sipunculus in verkürztem und gespanntem Zu-
stande von ihrem Zentrum abtrennt, so bleiben sie so bis zum
Absterben. Diese Erscheinung wurde damals als Tonusfang be-
zeichnet. Sie beweist, daß manche glatte Muskeln zur Aufrecht-
erhaltung ihrer Verkürzung und Spannung einer dauernden Inner-
vation nicht bedürfen. Etwas später hat BETHE über diese Fest-
stellungen hinaus die Vermutung ausgesprochen, daß manche
glatte Muskeln, die sogenannten Tonusmuskeln, nicht nur keiner
dauernden Innervation bedürften, sondern für die Aufrechter-
haltung einer bestehenden Verkürzung und Spannung auch keines
Energieaufwandes bedürften.2) BETHE hat diese Vermutung durch
Versuche an gestützt^) und vor allem hat PARNAS*) an
den Schließmuskeln von Muscheln gezeigt, daß bei diesen tat-
sächlich kein erhöhter Energieaufwand erforderlich ist, wenn die
Belastung, gegen die diese Muskeln gespannt bleiben, vermehrt
wird. NoYONS und v. UEXKüLiD) haben aber kürzlich auseinander-
gesetzt, daß es sich bei den Schließmuskeln der Muscheln um
einen Spezialfall handelt, der nicht verallgemeinert werden darf.
Denn bei dem Schließmuskel fehlt die Beziehung zwischen
Spannung und Last, wie sie die anderen Muskeln zeigen, und eben

*) J. v. UEXKüLL, ZePscAf. /. 44, 269, 1903 (S. 302).
2) A. BETHE, ÜKy. PApg. <%gg Aerve^g'pg^emg, 1903 (S. 366).
3) A. BETHE, P/P^yerg ArcA., 142, 291 (1911).
R J. PARNAS, ibidem 134, 441 (1910).
3) A. NoYONS und J. v. UEXKüLL, Ze^gcAr. /. BmüoyM, 56, 139 (1911).
1*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften