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Cohnheim, Otto; Uexküll, Jakob von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 32. Abhandlung): Die Dauerkontraktion der glatten Muskeln — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37470#0004
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Otto Cohnheim u. J. v. Uexküll :

das kommt in den Versuchen von PARNAS zum Ausdruck. Der
eine von uns^) hat in der unmittelbar vorhergehenden Arbeit an
gezeigt, daß hei diesen glattmuskeligen Tieren eine
vermehrte Spannung, wenn sie längere Zeit hindurch aufrecht
erhalten wird, vermehrten Energieaufwand erfordert.
Die Versuche an Sipunculus sind aber so gemacht worden,
daß das Nervensystem mit Strophantin vergiftet wurde. Auch
wenn Strophantin gar nicht auf die Muskeln seihst wirkt, so hatte
es natürlich doch Bedenken, daß man gezwungen war mit Gift-
wirkungen zu arbeiten, und wir hielten es daher noch für er-
forderlich, die Versuche über den Energieaufwand bei der Dauer-
kontraktion glatter Muskeln an einem Tiere auszuführen, hei dem
man einen wechselnden Spannungszustand der Muskeln ohne
Giftwirkung hervorrufen kann. Wir fanden ein solches Tier auf
Grund der Untersuchungen des einen von uns?) in dem Blutegel.
Der Blutegel, hat zwei Saugnäpfe an seinem
vorderen und hinteren Körperende. Er kann mit seinen Körper-
muskeln entweder schwimmen, wobei der Körper abgeplattet er-
scheint, und die sich gegenüberliegenden Muskelschichten ab-
wechselnd verkürzt und verlängert werden, ohne daß irgendwo
eine stärkere Spannung auftritt. Oder der Blutegel kann gehen.
Dann saugt er sich mit dem vorderen Saugnapf irgendwo fest
und zieht den Körper nach, wobei die gesamte Längsmuskulatur
sehr bedeutend verkürzt wird. Dann faßt er mit dem hinteren
Saugnapf irgendwo an, der vordere Saugnapf läßt los, und nun
löst sich die Verkürzung, der Körper verlängert sich, d. h. es
beginnt ein neuer Schritt. Der eine von uns hat nun gezeigt,
daß die Zentren für die Körpermuskulatur und die Muskulatur
des Saugnapfes so miteinander verkoppelt sind, daß die Ver-
längerung der Körpermuskeln nur unter den oben erwähnten Be-
dingungen des Verhaltens der Saugnäpfe vor sich gehen kann.
Wenn man in dem Augenblick, wo der Körper des Blutegels stark
verkürzt ist, den hinteren Saugnapf sich loszulösen verhindert,
so kann der Tonus der Körpermuskulatur .nicht gelöst werden
und der Blutegel bleibt dauernd verkürzt bzw. gespannt. Die
Versuche wurden damals und ebenso in unseren jetzigen Ver-
suchen in folgender Weise angestellt. Man stößt ein Häkchen

6) O. CoHNHEiM, Diese Zeitschr.
?) J. v. UEXKüLL, /. Z-6', 372 (1905).
 
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