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Nissl, Franz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0004
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Franz Nissl:

die Tafeln von WiNKLER und PoTTER doch ein ausgezeichnetes
Hilfsmittel zur gegenseitigen Verständigung. Die genaue Fest-
stellung irgendeiner Stelle in der Hirnrinde des Kaninchens ist
erst durch die Hirnkarte BnoDMANNS ermöglicht worden und wird
durch den Hinweis auf den Atlas von WiNKLER und PoTTER noch
wesentlich erleichtert. Ich werde mich daher in folgendem immer
wieder auf das Tafelwerk von WiNKLER und PoTTER beziehen,
und der Einfachheit halber mich derselben Figurenbezeichnungen
bedienen. Damit aber ist nicht gesagt, daß ich die Auffassungen
WiNKLERS und PoTTERS immer teile.
1907 setzte ich den Anlaß zu den folgenden Untersuchungen;
auseinander: „Zn den unaufgeklärtesten Fragen der patho-
logischen Anatomie der Hirnrindenerkrankungen gehört auch die
Erfahrung, daß die heute nachweisbaren krankhaften Rindenver-
änderungen nicht selten bestimmte Schichten der Großhirnrinde
bevorzugen. Nur zu einem kleinen Teile hängt diese Lokalisation
der krankhaften Veränderung in bestimmten Schichten mit der
Anordnung der Rindengefäße zusammen; für den weitaus größten
Teil dieser Lokalisation fehlt uns jegliches Verständnis; wir wissen
nicht, ob einer solchen Lokalisation eine wesentliche Bedeutung
für den krankhaften Prozeß zukommt. Es ist klar, daß diese
Frage innig mit der Frage nach der Bedeutung der Großhirnrinden-
schichtung überhaupt zusammenhängt. . . . Nach der derzeitigen
Sachlage kann die Frage nach der Bedeutung der Großhirnrinden-
schichtung nur vom anatomischen Gesichtspunkte aus in An-
griff genommen werden; d. h. die Fragestellung kann nur lauten:
welche anatomischen Zusammenhänge besitzen die einzelnen
Schichten der Großhirnrinde? ... Es war folgende Prämisse
von v. MONAKOW gegeben: Die Hirnrinde besteht aus landkarten-
artig abgegrenzten Arealen, welche mit bestimmten Thalamus-
kernen direkt verknüpft sind . . . etc."*)
Von dieser Voraussetzung ausgehend liegt die Frage nahe:
Hängt beispielsweise das corpus geniculatum externum mit dem
Gesamtquerschnitt der mit diesem Thalamusabschnitt direkt ver-
bundenen Rindenzone im Hinterhauptshirn zusammen oder nur
mit einer oder mit mehreren Schichten derselben? Ich formuliere
die Fragestellung daher folgendermaßen: Stellt der Schichten-
bau der Rinde einen Komplex von Rindenorganteilen
dar, die zwar untereinander verknüpft, an sich aber doch

*) /w %. fVewoR Bd. XXIII, Seite 186.
 
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