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Nissl, Franz [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0015
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Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens. 15

Tiere wurden teils halberwachsen, teils in erwachsenem Zustande,
einige erst zwei und drei Jahre nach der Operation getötet.
Das Ergebnis dieser Versuchsreihe2°) läßt sich dahin zu-
sammenfassen, daß die beim neugeborenen Tiere noch nicht
vollständig entwickelte Hirnrinde sich zwar in allen ihren
Schichten weiterentwickelt, obwohl sie niemals funktio-
nieren kann, und daß sie in diesem Zustand verharrt. Aber die
Weiterentwicklung der Schichten ist eine ungleiche.
Die folgenden fünf Bilder^) sollen zeigen, daß die Entwick-
lung der einzelnen Schichten nicht in gleicher Weise sich
vollendet.
Fig. 3 ist ein Frontalschnitt aus der Serie eines Kaninchens
(u 33), das in der Nacht des 3. August 1907 geboren und am
nächsten Morgen nach dem in der Anm. geschilderten ersten
Verfahren operiert wurde. Das Tierchen wurde am 17. November
1907 getötet. Die Frontalebenen entsprechen nicht denjenigen
auf den Tafeln WiNKLERS Und PoTTERS, sondern sind viel stärker
von hinten oben nach vorne unten geneigt, ungefähr eine Ebene,
die von Taf. XV oben zur Basis von Taf. XI gelegt ist. Meine Be-
zeichnungen entsprechen auch hier den Tafeln WiNKLERS und
P0TTERS.22)
Es sind natürlich nicht ohne weiteres die Stellen zwischen

nach außen unten und hinten wurden die übrigen Teiie der inneren Kapsel
durchtrennt.
Das letztere Operationsverfahren hat den großen Vorzug vor dem
zuerst geschilderten, daß die ganze Konvexitätsrinde erhalten bleibt, resp.
sich weiter entwickeln kann. Es hat aber den nicht minder großen Nachteil,
daß nur vereinzelte Tiere die Operation überstehen. Erst die Schnittserien
gaben Aufschluß, ob die Isolierung der Rinde gelungen ist. Ich besitze eine
größere Anzahl von Gehirnen, bei denen die Rinde einer Hemisphäre nach
dem zuerst geschilderten Verfahren isoliert wurde. Dagegen besitze ich trotz
zahlreicher Versuche nach dem zweiten Verfahren nur ein einziges ganz ge-
lungenes Gehirn, dessen Schnittserie allerdings sehr schön ist.
20) Vgl. /. %. Abwoüoghe, Bd. XXII1, Seite 186.
21) Diese Bilder sind mit Zeiß-Planar 1 : 4,5 R. 10 cm bei 42 cm Ob-
jektivabstand aufgenommen. 41/^mal vergrößert.
22) Damit ist natürlich nicht gesagt, daß ich z. B. die BRODMANN'sche
Feldcreinteilung, die den Tafeln WiNKLERS und PoTTERS zugrunde gelegt ist,
im einzelnen vollständig anerkenne. Doch kann ich an dieser Stelle hierauf
nicht eingehen. Dasselbe gilt in noch erhöhtem Maße von der Umgrenzung
und Benennung der Thalamuskerne. Jedenfalls aber können wir uns an der
Hand dieser Tafeln leicht gegenseitig verständigen.
 
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