Metadaten

Nissl, Franz [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0052
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
52

Franz Nissl:

Stellen unterbrochen ist. Erst an der Umbiegungsstelle der Rinde
nach der lateralen Seite hin, sehen wir, ganz entsprechend dem
gesetzmäßigen Verhalten des Schichtenbaues auf der Höhe einer
Kuppe bei dem gyrencephalen Tiere, eine größere Ansammlung
von Zellen der innersten Lage von Schicht VI. Aber auch hier
ist der Zellausfall in den äußeren Lagen von Schicht VI außer-
ordentlich klar ausgesprochen. Geht man von dieser Betrach-
tungsweise aus, so gewinnt man viel besser ein Urteil über das
Verhalten der Zellen der Schicht V am Umbiegungsrande der
Hemisphäre. Wir erkennen sofort, daß die noch erhaltenen viel
kleineren Zellen von Schicht V sich am Umbiegungsrand dichter
zusammengedrängt haben. Unter Berücksichtigung dieses Um-
standes unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, daß trotz der
auf den ersten Blick nicht ganz klaren Verhältnisse am Um-
biegungsrande die Zellen von Schicht V nicht nur kleiner sind,
sondern daß diese Schicht auch einen Zellausfall darbietet. Eine
Vermehrung von Gliakernen liegt auch hier nicht vor. Dagegen
erweist sich hier das degenerierte Mark (VH) außerordentlich
reich an Gliazellkernen (dichtes Ependym). Die degenerierten
Fasermassen an dieser Stelle setzen sich zusammen aus S. S. e.,
S. s. i. und GeCc. (Taf. V).
Welch große Vorsicht in der Beurteilung der Befunde hei
diesen Untersuchungen geboten ist, sollen die beiden nächsten
Bilder illustrieren, die derselben area nur aus einer viel weiter
nach vorne gelegenen Stelle (Taf. II, area 4 und noch ein ganz
kleiner Teil von area 24 in Big. 35) entnommen sind. Fig. 34
und 35 stammen von einem Tiere (1910/4), bei dem im neuge-
borenen Zustande am 18. August 1907 eine Hemisphäre isoliert
wurde; am 19. März 1910 wurde das Tier getötet. Infolge der
Operation wurde der laterale Teil der Stirnhirnpartien in eine
große Blase umgewandelt. Man erkennt in Fig. 35 die Schnitt-
fläche des Messerchens. Bei der Durchtrennung des Bulbus
olfactorius wurde das Messer von der medialen Seite nicht in
der Frontalebene lateralwärts durchgezogen, sondern der Schnitt
ging unbeabsichtigt in einem steilen Winkel von vorne und medial
nach hinten und lateral, so daß ein großer Teil der lateralen Stirn-
hirnpartien durchschnitten wurde. Die lateralen abgetrennten
Partien wurden vollständig resorbiert.
In den vordersten Partien der area 4 sind die Zellen der
Schicht V noch etwas größer als beispielsweise in der area 4 der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften