69
Franz Nissl:
Man sieht, daß die Mittellinie nm ein geringes nach der Seite ver-
schoben ist. Auf den ersten Blick scheint der N. P. 1. und der N.P. v.
auf der isolierten Seite viel kleiner zu sein. Aber die Untersuchung
der ganzen Serie zeigt, daß diese Ungleichheiten sich in der Serie
anscheinend ganz ausgleichen. Ich sage anscheinend: den vollen
Beweis, daß hier wirklich Veränderungen vorliegen, kann nur
eine ganz eingehende Untersuchung mit der Immersionslinse
bringen. Bis dahin möchte ich auf Grund der bisherigen Ergeb-
nisse meiner Serien mit meiner Beurteilung des Brückengraues
als eines direkten Großhirnanteiles noch zurückhalten, um so
mehr als die Ergebnisse der Totalexstirpation einer Großhirn-
hemisphäre auch beim erwachsenen Kaninchen mit den Befunden
der Hemisphärenisolierung beim neugeborenen Tiere überein-
zustimmen scheinen.
In ihrem Verhalten boten Kaninchen, hei denen eine Hemi-
sphäre isoliert, war, kaum irgendwelche Unterschiede von nicht
operierten Tieren. Bei den sehr lange am Leben erhaltenen
Tieren ist vielleicht die matte geschlechtliche Betätigung auf die
Folgen der Operation zurückzuführen. Ein Weibchen, das drei
Jahre lang lebte, ließ sich wohl gelegentlich, aber nur ungern
belegen, bekam aber keine Jungen. Doch könnten diese Beo-
bachtungen bei der doch recht kleinen Zahl von länger am Leben
gebliebenen Tieren auf Zufälligkeiten beruhen. Dagegen besteht
wohl kein Zweifel, daß sämtliche Tiere im Wachstum deutlich
zurückgeblieben sind. Freilich tritt der Einfluß der Ausschaltung
einer Hemisphäre beim Kaninchen lange nicht so enorm zutage
als bei den Katzen, bei denen ich im neugeborenen Zustand die
eine Hemisphäre völlig isoliert. habeZ^) Gleichzeitig tritt im
Gegensätze zu Kaninchen der, wenn ich so sagen darf, psychische
Defekt stark in den Vordergrund. Das Zurückbleiben im Wachs-
tum ist nicht auf eine ungenügende Nahrungsaufnahme zurück-
zuführen.
Nach der Versuchsanordnung ergibt sich aus unseren Prä-
päraten nicht, inwieweit die geschilderten Rindenveränderungen
in Abhäigigkeitsverhältnissen stehen mit den großen Com-
missuren, den vielfach recht erheblichen Verletzungen im Streifen-
hügel und seiner Teile, der basalen Zeihnassen, der regio inno-
3'D Vgt. auch V. MONAKOW, /. PsycP, Bd. XXVII, Heft 1 u. 2,
Sonderabdruck Seite 31.
Franz Nissl:
Man sieht, daß die Mittellinie nm ein geringes nach der Seite ver-
schoben ist. Auf den ersten Blick scheint der N. P. 1. und der N.P. v.
auf der isolierten Seite viel kleiner zu sein. Aber die Untersuchung
der ganzen Serie zeigt, daß diese Ungleichheiten sich in der Serie
anscheinend ganz ausgleichen. Ich sage anscheinend: den vollen
Beweis, daß hier wirklich Veränderungen vorliegen, kann nur
eine ganz eingehende Untersuchung mit der Immersionslinse
bringen. Bis dahin möchte ich auf Grund der bisherigen Ergeb-
nisse meiner Serien mit meiner Beurteilung des Brückengraues
als eines direkten Großhirnanteiles noch zurückhalten, um so
mehr als die Ergebnisse der Totalexstirpation einer Großhirn-
hemisphäre auch beim erwachsenen Kaninchen mit den Befunden
der Hemisphärenisolierung beim neugeborenen Tiere überein-
zustimmen scheinen.
In ihrem Verhalten boten Kaninchen, hei denen eine Hemi-
sphäre isoliert, war, kaum irgendwelche Unterschiede von nicht
operierten Tieren. Bei den sehr lange am Leben erhaltenen
Tieren ist vielleicht die matte geschlechtliche Betätigung auf die
Folgen der Operation zurückzuführen. Ein Weibchen, das drei
Jahre lang lebte, ließ sich wohl gelegentlich, aber nur ungern
belegen, bekam aber keine Jungen. Doch könnten diese Beo-
bachtungen bei der doch recht kleinen Zahl von länger am Leben
gebliebenen Tieren auf Zufälligkeiten beruhen. Dagegen besteht
wohl kein Zweifel, daß sämtliche Tiere im Wachstum deutlich
zurückgeblieben sind. Freilich tritt der Einfluß der Ausschaltung
einer Hemisphäre beim Kaninchen lange nicht so enorm zutage
als bei den Katzen, bei denen ich im neugeborenen Zustand die
eine Hemisphäre völlig isoliert. habeZ^) Gleichzeitig tritt im
Gegensätze zu Kaninchen der, wenn ich so sagen darf, psychische
Defekt stark in den Vordergrund. Das Zurückbleiben im Wachs-
tum ist nicht auf eine ungenügende Nahrungsaufnahme zurück-
zuführen.
Nach der Versuchsanordnung ergibt sich aus unseren Prä-
päraten nicht, inwieweit die geschilderten Rindenveränderungen
in Abhäigigkeitsverhältnissen stehen mit den großen Com-
missuren, den vielfach recht erheblichen Verletzungen im Streifen-
hügel und seiner Teile, der basalen Zeihnassen, der regio inno-
3'D Vgt. auch V. MONAKOW, /. PsycP, Bd. XXVII, Heft 1 u. 2,
Sonderabdruck Seite 31.