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Nissl, Franz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0067
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Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens. 67

dings viel weitergehendc Zellausfälle als die im Gesamtverbande
bleibende isolierte Rinde; trotzdem sind alle Schichten vor-
handen und nicht nur das: stammte das abgetrennte Bildungs-
material aus einer cytoarchitektonisch sehr charakteristischen
area, so kann man feststellen,, daß in der Anordnung seihst der
wenigen noch erhaltenen Zellen alle cytoarchitektonischen
Einzelheiten einer solchen area nachweisbar sind. Aber
nicht nur in dieser Hinsicht kommt die Immanenz des Bildungs-
materiales zum klaren Ausdruck, sondern auch darin, daß das
von seiner Umgebung abgetrennte Bildungsmaterial stets in aus-
gesprochenster Weise die Tendenz hat, die Stelle wieder zu
erreichen, wo es hingehört, und mit denjenigen Teilen
wieder in Verbindung zu treten, von denen es mit dem
Messer abgetrennt wurde. Am leichtesten überzeugt man
sich von dieser Tatsache wieder an jenen Rindenpartien,
welche, wie z. B. das Ammonshorn, die area 29, auf den ersten
Blick zu identifizieren sind. Bei der Operation des Tieres, von dem
die Figuren 4—7 herrühren, wurde die area 29 teilweise ver-
nichtet und das eine Ammonshorn völlig von dem der anderen
Seite in seiner ganzen Länge abgetrennt. Wie Fig. 5 zeigt, ent-
wickelte sich von der Pia der abgekappten area 29 ein starker
Bindegewebsstrang, der gegen die Dorsalfläche des Ammonshorns
der andern Seite zieht. Ziemlich weit hinter dem Balkenende war
das Bildungsmaterial der area 29 erhalten geblieben und ent-
wickelte sich weiter. Man kann aus Fig. 6 und 7 sehr schön sehen,
daß dnreh die schwere Verletzung der area 29, durch die bei der
Operation gerade in der Mittellinie auftretenden starken Blutungen,
durch die völlige Durchtrennung beider Ammonshörner die er-
halten gebliebenen und die sich weiter entwickelnden Teile der
area 29 nicht verhindert werden konnten, in der Richtung des
Ammonshorns zu wachsen und mit ihm denselben Anschluß zu
gewinnen, wie er der nicht isolierten Seite entspricht. Das bei
der Operation in unbeabsichtigter Weise gelegentlich mehrfach
verletzte Ammonshorn zeigt an den verletzten Stellen oft auf
den ersten Blick ein ganz unverständliches Bild. Verfolgt man
aber dann die Serie, so kann man sich überzeugen, daß das zu-
nächst unverständliche Bild vollkommen der Norm entspricht.
Nur das ausgesprochene Bestreben, daß jeder Teil des verletzten
Bildungsmaterials des Ammonshorns an seinen richtigen Ort
kommt, macht, seine Zeichnung an einzelnen Stellen verwickelt.

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