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Meyerhof, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 1. Abhandlung): Über den Energiewechsel von Bakterien: aus der medizinischen Klinik zu Heidelberg — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37615#0012
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4 (B. 1)

Otto Meyerhof :

Die Wärmeproduktion aerober Bakterien ist schon vor Jahren
von Rubner2) gemessen worden. Er bestimmte einmal aus der
Differenz der Verbrennungswärmen des Agars vor und nach dem
Wachstum von Bakterien (Proteus vulgaris u. a.) den Energie-
verlust desselben und fand dabei u. a., daß etwa zwei Drittel
davon in Wärme übergehen, während ein Drittel des verschwunde-
nen Energiegehaltes des Nährbodens auf neugebildete Bakterien-
leiber verwandt wird; ferner, daß pro Tag und g bei 36° etwa
22 große Kalorien, in alten Kulturen ohne Wachstum etwa
7 Kalorien umgesetzt werden. Ferner bestimmte er durch direkte
Kalorimetrie bei Prodigiosus, Coli, Proteus vulgaris in Rein-
kulturen die erzeugte Wärme pro 1 g Einsaat; bei Prodigiosus
ergab sich maximal pro Tag 163 g cal, bei Coli 627 g cal bei
Proteus 700 g cal (37,5°). Der Gaswechsel wurde nicht bestimmt.
Dagegen sind Messungen des Gaswechsels von Bakterien,
und zwar speziell auch von Cholera Vibrionen, denen der Vibrio
Metschnikoff morphologisch sehr nahe steht, von Hesse3) aus-
geführt. Dieser fand gewöhnlich eine dem Sauerstoffverbrauch
der Größenordnung nach entsprechende Kohlensäureausscheidung,
demgegenüber aber eine erhebliche Verringerung der Kohlen-
säurebildung gegenüber dem Sauerstoff bei lebhaft wachsenden
Bakterien.
Bei den im folgenden mitgeteilten Messungen wurde im
Prinzip, wie früher beschrieben4), verfahren. Doch wurde die
Sauerstoffbestimmungsmethode während der Arbeit gewechselt,
weil sich anfangs stark schwankende Resultate ergaben, die durch
teils bekannte, teils vielleicht auch unbekannte Faktoren bedingt
sind. Zuerst wurden Agarreinkulturen, wie von Warburg und
Wiesel beschrieben worden ist5), in etwas Bouillon verrieben, in
Kochsalzpeptonlösung (0,9o/o Na CI, 1% Pepton) aufgeschwemmt
und mit gut gewaschenen Rindererythrocyten versetzt, die den
Sauerstoff während der Versuchszeit lieferten. Der Sauerstoff-
verbrauch wurde dann, wie in genannter Arbeit beschrieben ist,
mit dem BARCROFT’schen Blutgasmanometer bestimmt, die Wärme-
erzeugung wie in den eigenen früheren Versuchen (alles bei
29° Gels.). Umgerechnet auf gleiche Zeit und Menge und unter
2) Arch. f. Hygiene 48 (1904), S. 260 ; 57 (1906), S. 193.
3) Zeitschr. f. Hygiene 15, S. 17 u. 183 ; 28, S. 307.
4) Vgl. Biochem. Zeitschr. 35, S. 265, und Pflügers Arch. 145 (1912).
5) Pflügers Arch. 144 (1912), S. 477.
 
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