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Kossel, Albrecht; Weiss, F.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 2. Abhandlung): Ein Beitrag zur Kenntnis der einfachsten Proteine — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37616#0008
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8 (B. 2)

A. Kossel und F. Weiß :

die für das Zustandekommen dieser Reaktion erforderlichen
Wasserstoffatome durch Säurereste substithierbar sein. Eine
weitere Schlußfolgerung ergibt sich aus einer Beobachtung von
Pauly11) über das Jodbindungsvermögen des Sturins. Dasselbe
ist ebenso groß wie das Jodbindungsvermögen des in ihm ent-
haltenen Histidins. Dadurch hat Pauly festgestellt, daß sich
an den Ringkohlenstoffatomen des im Sturin verankerten Histidins
zwei durch Jod substituierbare Wasserstoffatome befinden. Somit
ist die Schlußfolgerung gerechtfertigt, daß alle drei Wasserstoff-
atome im Imidazolkern des Sturins frei sind und daß somit der
Imidazolkern an der Peptidverkettung nicht beteiligt ist.
Über die Bindung des Lysins ergaben sich entscheidende
Beobachtungen aus der Einwirkung der salpetrigen Säure.
Skraup und Hörn es12) haben schon im Jahre 1906 beobachtet,
daß Casein und Glutin durch salpetrige Säure in Substanzen
übergeführt werden, welche bei der Hydrolyse kein Lysin liefern.
Die Einwirkung war jedoch beim Casein eine so intensive, daß
auch der Guanidinstickstoff des Arginins teilweise losgelöst wurde.
Nun hat, wie schon vorhin erwähnt, D. D. van Slyke Be-
dingungen ausfindig gemacht, unter denen in der Regel weder
der Imidstickstoff überhaupt, noch auch die Amidogruppen des
Guanidins angegriffen werden. Während die lysinfreien Prota-
mine der Salmingruppe bei Anwendung dieses Verfahrens keinen
Stickstoff entwickelten, fanden A. Kossel und A. T. Cameron13)
bei den lysinhaltigen Protaminen eine Stickstoffentwicklung und
diese war bei dem lysinreichen Cyprinin größer als bei dem
lysinärmeren Sturin. Alle diese Erfahrungen wiesen darauf hin,
daß in verschiedenen Protaminen eine Amidogruppe des Lysins
frei und für die Einwirkung der salpetrigen Säure leicht zugäng-
lich ist. Unsere Versuche haben diese Annahme bestätigt.
Bei der vorsichtig geleiteten Einwirkung der salpetrigen Säure
erhielten wir aus dem Sturin ein Produkt, welches als Pikrat
isoliert werden konnte. Dieses „Desamidosturin“ wurde zunächst
in das Sulfat übergeführt. Eine Bestimmung der Schwefelsäure
ergab, daß das Säurebindungsvermögen dieses Desamidoprodukts
u) Pauly, Ber. cl. d. chem. Ges., 43, 2243 (1910).
12) Zd. H. Skraup u. Ph. Hörnes, Monatshefte d. Chemie, 27, S. 631
u. 653 (1906), 28, 447 (1907).
13) A. Kossel u. A. T. Cameron, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, Bel. 76,
S. 457 (1912).
 
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