4 (R. °2)
A. Kossel und F. Weiß :
Hierbei sind eine Reihe von Fragen offen gelassen, z. B. die
Stellung des Prolins, die Reihenfolge, die relativen und absoluten
Mengen der durch R, Rb R,. dargestellten Zweigketten.
Findet an den durch die punktierten Linien in der ersten
Formel angegebenen Stellen eine Aufspaltung unter Wassereintritt
statt, so erfolgt die Bildung der bekannten Spaltungsprodukte:
des Arginins, Histidins, Lysins, Alanins usw.
I.
Wenn die obige für das Salmin und Clupein angegebene
Formel richtig ist, so muß das Säurebindungsvermögen des
ganzen Moleküls ebenso groß sein wie dasjenige sämtlicher in
ihm enthaltener Guanidingruppen. Dies ist in der Tat der Fall,
wie frühere Untersuchungen aus dem hiesigen Laboratorium er-
wiesen haben.1) Diese Tatsache allein kann aber noch keinen
Beweis für die Richtigkeit der aufgestellten Formel geben; wäre
z. B. ein Wasserstoffatom der Guanidingruppe durch einen Amido-
säurerest, etwa — CO — CHNH2 — CH3 ersetzt, so könnte sich
die gleiche Basizität ergeben. Dieser letzteren Annahme wider-
spricht aber das unten angeführte Verhalten des Clupeins zu
salpetriger Säure — die Annahme einer freien Guanidingruppe
ist also gerechtfertigt.
Von einigem Interesse für diese Frage schien uns auch die
Einwirkung von Salpetersäure auf Protamine zu sein, welche
zur Bildung von Nitroderivaten führt. Aus dem Clupein bildet
sich hierbei „Nitroclupein“2), aus dem Salmin nach den Ver-
suchen des Herrn Dr. Wechsler Nitrosalmin. In gleicher Weise
erhielten wir aus dem Sturin Nitrosturin und aus komplizierteren
Proteinen, dem Histon und Edestin das Nitrohiston und Nitro-
edestin. Alle diese Produkte zeigen saure Eigenschaften. Unter-
wirft man sie der Hydrolyse, so erhält man in allen Fällen Nitro-
arginin, welches mit dem durch Nitrieren des Arginins ge-
wonnenen Körper, soweit bisher festzustellen war, identisch ist.
Die Nitrogruppe tritt bei diesen Körpern in den Guanidin-
kern ein. Wir konnten dies durch folgenden Versuch beweisen.
Wenn man Nitroclupein mit Ammoniak auf dem Wasserbade
digeriert, so scheidet sich allmählich ein Niederschlag aus,
0 Cf. Goto, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, Bd. 37, S. 94 (1902).
2) A. Kossel u. E. L. Kennaway, ebenda, Bd. 72, S. 486 (1911).
A. Kossel und F. Weiß :
Hierbei sind eine Reihe von Fragen offen gelassen, z. B. die
Stellung des Prolins, die Reihenfolge, die relativen und absoluten
Mengen der durch R, Rb R,. dargestellten Zweigketten.
Findet an den durch die punktierten Linien in der ersten
Formel angegebenen Stellen eine Aufspaltung unter Wassereintritt
statt, so erfolgt die Bildung der bekannten Spaltungsprodukte:
des Arginins, Histidins, Lysins, Alanins usw.
I.
Wenn die obige für das Salmin und Clupein angegebene
Formel richtig ist, so muß das Säurebindungsvermögen des
ganzen Moleküls ebenso groß sein wie dasjenige sämtlicher in
ihm enthaltener Guanidingruppen. Dies ist in der Tat der Fall,
wie frühere Untersuchungen aus dem hiesigen Laboratorium er-
wiesen haben.1) Diese Tatsache allein kann aber noch keinen
Beweis für die Richtigkeit der aufgestellten Formel geben; wäre
z. B. ein Wasserstoffatom der Guanidingruppe durch einen Amido-
säurerest, etwa — CO — CHNH2 — CH3 ersetzt, so könnte sich
die gleiche Basizität ergeben. Dieser letzteren Annahme wider-
spricht aber das unten angeführte Verhalten des Clupeins zu
salpetriger Säure — die Annahme einer freien Guanidingruppe
ist also gerechtfertigt.
Von einigem Interesse für diese Frage schien uns auch die
Einwirkung von Salpetersäure auf Protamine zu sein, welche
zur Bildung von Nitroderivaten führt. Aus dem Clupein bildet
sich hierbei „Nitroclupein“2), aus dem Salmin nach den Ver-
suchen des Herrn Dr. Wechsler Nitrosalmin. In gleicher Weise
erhielten wir aus dem Sturin Nitrosturin und aus komplizierteren
Proteinen, dem Histon und Edestin das Nitrohiston und Nitro-
edestin. Alle diese Produkte zeigen saure Eigenschaften. Unter-
wirft man sie der Hydrolyse, so erhält man in allen Fällen Nitro-
arginin, welches mit dem durch Nitrieren des Arginins ge-
wonnenen Körper, soweit bisher festzustellen war, identisch ist.
Die Nitrogruppe tritt bei diesen Körpern in den Guanidin-
kern ein. Wir konnten dies durch folgenden Versuch beweisen.
Wenn man Nitroclupein mit Ammoniak auf dem Wasserbade
digeriert, so scheidet sich allmählich ein Niederschlag aus,
0 Cf. Goto, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, Bd. 37, S. 94 (1902).
2) A. Kossel u. E. L. Kennaway, ebenda, Bd. 72, S. 486 (1911).