Metadaten

Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 (B. 7)

Otto Cohnlieim :

angenommen worden, daß die harnfähigen Stoffe in Vakuolen
gespeichert werden und in diesen Vakuolen durch die Zelle gehen.
Dann müssen die Vakuolen aber eben eine sehr konzentrierte
Lösung enthalten, was ebenso zu Bedenken Anlaß gibt, wie wenn
man sich vorstellen wollte, die Lösung der harnfähigen Bestand-
teile ströme diffus durch das Protoplasma hindurch.
Man kann nun aber noch eine ganz andere Annahme machen,
daß die harnfähigen und die zur Sekretion bestimmten Stoffe
nämlich gar nicht in Lösung die Nierenzelle passieren, sondern
daß sie von dem Protoplasma chemisch gebunden, d. h. aus der
Lösung ausgefällt, in der Zelle gespeichert und nachher wieder
in Lösung gebracht und sezerniert werden. Daß eine Speicherung
in der Nierenzelle statthat, das geht aus R. Heidenhains, Gur-
witschs und Hübers Versuchen hervor und ebenso aus den
Angaben von Kowalewsky5) und anderen Zoologen6) über die
Nieren mancher Wirbellosen. Denn sowohl hei Heidenhain und
Höber wie hei Kowalewsky sieht man die Niere intensiv gefärbt,
viel intensiver als es nachher der Harn ist, und das bedeutet ja
eine Speicherung. Für diese Annahme kann man auch die Be-
obachtungen von Arnold7) über gefärbte Granula in der Nieren-
zelle verwerten. Doch ist es einstweilen wohl kaum möglich,
über den Aggregatzustand der Granula etwas Sicheres auszu-
sagen. Auch sieht man bei allen diesen Versuchen die Niere
nicht in vivo, und ich versuchte daher, oh es nicht möglich
sei, an lebenden Tieren das Geschehen in der Niere, den Durch-
gang der Stoffe durch das Protoplasma direkt zu beobachten.
Ich habe an den durchsichtigen Heteropoden, frei schwimmenden
Meeresschnecken, Pterotrachea und Carinaria, experimentiert.
Die Versuche wurden im April d. J. in der russischen
zoologischen Station in Villefranche bei Nizza ausgeführt, und
ich möchte auch an dieser Stelle nicht verfehlen, dem Leiter der
Station, Herrn Professor von Davidoff, und den übrigen Herren
der Station meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Die
Station Villefranche enthält nicht, wie die in Neapel, ein phy-
siologisches und physiologisch-chemisches Laboratorium, dessen
bedurfte ich aber dieses Mal für meine Versuche auch nicht.

5) A. Kowalewsky, Biol. Zentralblatt, 9, 33, 65 (1889).
6) L. Cuenot, Arch. de Biol., 16, 49 (1900). P. Emeljanenko, Zeitschr.
f. Biol., 58, 81 (1912).
7) J. Arnold, Virchows Arch., 169, 1 (1902).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften