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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0007
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Zur Physiologie der Nierensekretion.

(B. 7) 7

in reinem Seewasser, bei guter Fütterung und Sauerstoffzufuhr
durch Algen, waren sie am zweiten Tage im allgemeinen nie
mehr normal. Rywosch hat beschrieben, daß die Tiere, wenn
ihre Vitalität abnimmt, eine deutliche Puls Verlangsamung zeigen.
Aber schon ehe der Puls deutlich langsamer wird, sind die Be-
wegungen der Tiere matter und die Nahrungsaufnahme ist ge-
stört. Die gleich zu beschreibenden Freßreflexe sind auslösbar,
und die Rüsselbewegungen werden ausgeführt, aber so kraftlos,
daß die Nahrung nicht mehr ergriffen wird. Nur Carinaria habe
ich am zweiten Tage noch füttern können. Zu Versuchen eignen
sich die Tiere daher nur an dem Tage, an dem sie eingebracht
werden.
Der Plan meiner Untersuchung war nun, den Tieren Farb-
stoffe beizubringen. Ich wollte sie aber nicht, wie dies seit
Kowalewsky oft geschehen ist, injizieren, sondern wollte sie
verfüttern, um die Resorption, den Weg durch den Körper und
die Ausscheidung am lebenden unversehrten Tiere sehen zu
können. Die Art des Zerkleinerns der Nahrung durch den Kau-
apparat ist von Gegenbaur genau beschrieben worden, und die
Tiere werden allgemein als gefräßige Räuber bezeichnet; doch
hat noch niemand die Reflexe der Nahrungsaufnahme beschrieben
und ich habe daher diese zunächst studiert, wobei sich erwies,
daß hier Verhältnisse vorliegen, wie sie bei frei schwimmenden
Tieren noch nicht beobachtet worden sind.
Chemische Reize kommen für die Nahrungsaufnahme nicht
in Betracht. Ich habe niemals beobachten können, daß die Tiere
etwa nach einem Stück Fischfleisch oder irgendeinem anderen
Tiere hingeschwommen sind; auch wenn es noch so lange dicht
vor ihnen liegt, reagieren sie nicht darauf. Auch optische Reize
kommen für die Nahrungsaufnahme nicht in Betracht. Tscha-
chotin hat beobachtet, daß die Tiere durch plötzliches helles
Licht zum Fortschwimmen veranlaßt werden. Auf Beschattung
dagegen, auf die Annäherung größerer oder kleinerer Körper
im oder über dem Wasser ihrer Bassins reagieren sie gar nicht,
weder durch einen Fluchtreflex noch durch Änderungen der
Bewegungsrichtung. Wenn man es populär ausdrückt, so kann
man sagen, die Tiere sind nicht scheu, was das Arbeiten mit
ihnen natürlich sehr erleichtert. Die Nahrungsaufnahme wird
nur durch zwei Tango-Rezeptionsorgane vermittelt. Das eine liegt
an der Basis des Rüssels auf der Dorsalseite des Körpers vor
 
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