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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0011
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Zur Physiologie der Nierensekretion.

(B. 7) 11

Freßakt läßt die Bewegungen aber in voller Stärke von neuem
beginnen, also eine „psychische Motilität“, wie beim höheren
Tiere. Der Darm muß ein sehr wirksames, eiweißlösendes Fer-
ment enthalten, da das Fischfleisch sich rasch auflöst. Die
Reaktion ist auf Lackmus stark sauer, und zwar in der ganzen
Länge des Darmkanals, Kongorot nähert sich dem Violett, wird
aber nicht eigentlich blau. Wenn man die Kongosäure in Meer-
wasser aufschwemmt, und das Fischfleisch darin liegen läßt,
so ist die Blaufärbung deutlich, aber in dieser Form ist die
Reaktion auch empfindlicher als die Kongoreaktion bei der ge-
wöhnlichen Ausführung. Die Reaktion scheint an der Grenze
der Kongoazidität zu sein. Der Darminhalt tritt mit saurer Re-
aktion in die Leber ein. Hier ist nun nichts mehr zu sehen;
frühestens nach zwei Stunden, meist später, wird am anderen
Ende der Leber gefärbter Kot entleert.
Carinaria verhält sich in den Hauptpunkten wie Ptero-
trachea. Der Rüssel ist aber viel kürzer, und es existiert nur
ein berührungsempflndliches Rezeptionsorgan, auf dessen Reizung
der Biß erfolgt. Das Organ liegt etwa in der Mitte des kurzen
Rüssels. Carinaria beißt auch ohne diesen Reflex zu, wenn
man etwas direkt in die Mundöffnung hineinschiebt. Ein weiterer
Unterschied besteht darin, daß Carinaria einen Magen besitzt.
Wenigstens muß man mit diesem Namen eine sackartige Er-
weiterung des Verdauungskanals bezeichnen, die kurz hinter dem
Kauapparat beginnt, und in der das Gefressene lange liegen bleibt,
um erst allmählich in Lösung zu gehen. Von ihm aus läuft der
Darm zur Leber. Bald nach dem Freßreiz werden die in den
Magen gelangenden Fleischstückchen von einer Flüssigkeit um-
flossen, die sie allmählich auflöst, und vom Ende des Magens
wird dann Stück auf Stück des Inhalts gewissermaßen abgepflückt
und schnell den Darm entlang zur Leber transportiert. Im Magen
sieht man kaum Bewegungen, im Darm ein Hin- und Iierfluten,
das sich auch bis in den Magen zurück erstrecken kann. Die
Reaktion ist im Magen wie im Darm sauer. Im Gegensatz zu
Pterotrachea, bei der irgendwelche feste Körper, die den Kau-
apparat passiert haben, nicht wieder ausgestoßen werden können,
kann Carinaria mit ihrem Magen erbrechen.
Eigenartig ist das Verhalten von Carinaria, wenn der Magen
sich füllt. Es ist schon oben erwähnt, daß man auch die voll-
gefressene Pterotrachea dauernd weiter füttern kann. Ich habe
 
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