8 (B. 3)
0. Ranke:
durchziehendes, kompliziert gebautes Bindegewebsgerüst, das
einerseits als eine Art von Adventitia die Kapillaren umspinne
(„umspinnende Fasern“), andererseits radiär die Leberläppchen
durchsetze („Radiärfasern“); an diese Darstellung schließen
sich die späteren Autoren sowohl für die Leber wie für die ge-
nannten anderen Organe an. Die Struktur dieser Bildungen wird
fast allgemein als die eines echten „Fasernetzes“ — nicht etwa
von sich überschneidenden freien Fibrillen — betrachtet. Eine
Ausnahme scheint Hammar (15) zu machen, der in der Thymus
neben den „wirklichen“ Bindegewebsfibrillen „intraepithelial
gebildete feine Fibrillen1), die mit den Gliafasern des Zentral-
nervensystems zu vergleichen sind“, festgestellt haben will.
Über die Auffassung der chemischen Natur der „Gitter-
fasern“ und ihrer Stellung zu den anderen faserigen Produkten
des Bindegewebes wird diskutiert: einerseits wird betont, daß
sie nach ihrer mikrochemischen Reaktion (Verdauungsver-
suche!) keine Verwandtschaft zu kollagenen Fasern besäßen,
sondern ein „Gewebe eigener Art“, wie die elastischen Fasern,
darstellten (z. B. 26); andererseits werden sie — besonders in
einigen neueren pathologisch-anatomischen Untersuchungen —
als eine Art Vorstufe der kollagenen Fasern (ähnlich den „prä-
kollagenen“ Fasern der Embryologen) bezeichnet, da ihre
„Bildungszellen“ sich unter pathologischen Prozessen in Fibro-
blasten, Bindegewebsbildner, umwandeln könnten (z. B. 41).
Wie es zur Netzbildung dieser eigenartigen Differenzie-
rungsprodukte kommt, konnte bisher nicht festgestellt werden;
hei Rössle (41), der dieser Frage eine ausführlichere Er-
örterung gewidmet hat, findet sich die Vermutung aus-
gesprochen, „daß zur Zeit der Ausscheidung der Gitterfaser-
masse durch ihre Bildungszellen die Ausscheidungen noch
flüssig-fädigen Charakter haben, und erst nachdem sie sich als
gleiche mischbare Substanzen vereinigt haben, zu festeren Ge-
bilden in der umgebenden Gewebsflüssigkeit erstarren“.
Die Beschreibung der Reaktionen des mesenchymalen Binde-
gewebes unter pathologischen Bedingungen, wie sie als Vor-
gänge bei der Wundheilung einerseits, den verschiedenen Ent-
zündungsprozessen andererseits zur Beobachtung gelangen, steht
bisher — soweit es sich nicht um Proliferationen im Gefäß-
*) Im Original nicht gesperrt.
0. Ranke:
durchziehendes, kompliziert gebautes Bindegewebsgerüst, das
einerseits als eine Art von Adventitia die Kapillaren umspinne
(„umspinnende Fasern“), andererseits radiär die Leberläppchen
durchsetze („Radiärfasern“); an diese Darstellung schließen
sich die späteren Autoren sowohl für die Leber wie für die ge-
nannten anderen Organe an. Die Struktur dieser Bildungen wird
fast allgemein als die eines echten „Fasernetzes“ — nicht etwa
von sich überschneidenden freien Fibrillen — betrachtet. Eine
Ausnahme scheint Hammar (15) zu machen, der in der Thymus
neben den „wirklichen“ Bindegewebsfibrillen „intraepithelial
gebildete feine Fibrillen1), die mit den Gliafasern des Zentral-
nervensystems zu vergleichen sind“, festgestellt haben will.
Über die Auffassung der chemischen Natur der „Gitter-
fasern“ und ihrer Stellung zu den anderen faserigen Produkten
des Bindegewebes wird diskutiert: einerseits wird betont, daß
sie nach ihrer mikrochemischen Reaktion (Verdauungsver-
suche!) keine Verwandtschaft zu kollagenen Fasern besäßen,
sondern ein „Gewebe eigener Art“, wie die elastischen Fasern,
darstellten (z. B. 26); andererseits werden sie — besonders in
einigen neueren pathologisch-anatomischen Untersuchungen —
als eine Art Vorstufe der kollagenen Fasern (ähnlich den „prä-
kollagenen“ Fasern der Embryologen) bezeichnet, da ihre
„Bildungszellen“ sich unter pathologischen Prozessen in Fibro-
blasten, Bindegewebsbildner, umwandeln könnten (z. B. 41).
Wie es zur Netzbildung dieser eigenartigen Differenzie-
rungsprodukte kommt, konnte bisher nicht festgestellt werden;
hei Rössle (41), der dieser Frage eine ausführlichere Er-
örterung gewidmet hat, findet sich die Vermutung aus-
gesprochen, „daß zur Zeit der Ausscheidung der Gitterfaser-
masse durch ihre Bildungszellen die Ausscheidungen noch
flüssig-fädigen Charakter haben, und erst nachdem sie sich als
gleiche mischbare Substanzen vereinigt haben, zu festeren Ge-
bilden in der umgebenden Gewebsflüssigkeit erstarren“.
Die Beschreibung der Reaktionen des mesenchymalen Binde-
gewebes unter pathologischen Bedingungen, wie sie als Vor-
gänge bei der Wundheilung einerseits, den verschiedenen Ent-
zündungsprozessen andererseits zur Beobachtung gelangen, steht
bisher — soweit es sich nicht um Proliferationen im Gefäß-
*) Im Original nicht gesperrt.