Neue Kenntnisse u. Anschauungen von dem mesenchymalen Synzytium. (B. 3) 9
verbände (Sprossenbildungen von den Kapillaren aus) handelt
■— ganz im Banne der alten Zellenlehre.
Für die experimentelle Untersuchung dieser Vorgänge wurde
speziell von Nissl — das Gehirn besonders empfohlen, weil
hier die Verhältnisse dadurch einfacher und übersichtlicher als
in anderen Organen liegen, daß die Gefäßwände die einzige
Quelle mesenchymatöser Elemente bilden. Nach allgemeiner
Darstellung (vgl. dazu 4, 5, 10, 28, 29, 39, 54), die in anderen
Organen keine prinzipiellen Unterschiede aufweist, kommt es
neben der Emigration hämatogener Elemente zur Produktion
eines reichen migratilen Zellmaterials, sei es aus der Adventitia
allein, sei es aus dieser und den Gefäßendothelien, eines Zell-
materials, das als „Gitterzellen“, „Makrophagen“, „Polyblastentj
und dergl. die Aufnahme und den Transport von pathogenen
Mikroorganismen und von Zerfallstoffen der Gewebe besorgt, als
„Riesenzellen“ sich bei der gleichen Arbeit beteiligt, als „Epi-
thelioidzellen“ zum Aufbau der „entzündlichen Granulome“ bei-
trägt, als „Fibroblasten“ Bindegewebsfasern produziert (nach
Darstellung von Ziegler (54), Lwoff (25), Maximow (29) im
Protoplasma). Nach Ablauf des pathologischen Prozesses
bleiben vielleicht einzelne mit Abbaustoffen gefüllte „Gitter-
zellen“ im Narbengewebe, einzelne Kerne mit kaum darstell-
baren Protoplasmaleibern als Reste einstiger „Fibroblasten“
neben den von ihnen produzierten Bindegewebsfasern, die nach
manchen Autoren (2, 47) die Form „retikulären Bindegewebes“
annehmen — im übrigen erfahren wir nichts von mesenchyma-
tösem Protoplasma als dauerndem Bestandteile etwaiger älterer
Hirnherde.
Es läßt sich demnach der Unterschied der Genese,
fertigen Struktur und pathologischen Reaktion des
mesenchymalen Bindegewebes von den gleichen Verhält-
nissen der Neuroglia in Kürze etwa dahin zusammenzufassen:
Das Mesenchym zeigt — wenn überhaupt — nur vorübergehend
eine synzytiale Struktur; ob die Differenzierungs-
prozesse im Mesenchym intrazellulär oder in einer „Grund-
substanz“ von statten gehen, ist nicht sichergestellt ; die fertigen
Differenzierungsprodukte liegen extraplasmatisch; wo in den
reifen Organen Netzbildungen Vorkommen, handelt es sich
um „Fas er netze“ oder netzartige Membranen, nicht um
synzytiale protoplasmatische Netze (mit einziger Ausnahme der
verbände (Sprossenbildungen von den Kapillaren aus) handelt
■— ganz im Banne der alten Zellenlehre.
Für die experimentelle Untersuchung dieser Vorgänge wurde
speziell von Nissl — das Gehirn besonders empfohlen, weil
hier die Verhältnisse dadurch einfacher und übersichtlicher als
in anderen Organen liegen, daß die Gefäßwände die einzige
Quelle mesenchymatöser Elemente bilden. Nach allgemeiner
Darstellung (vgl. dazu 4, 5, 10, 28, 29, 39, 54), die in anderen
Organen keine prinzipiellen Unterschiede aufweist, kommt es
neben der Emigration hämatogener Elemente zur Produktion
eines reichen migratilen Zellmaterials, sei es aus der Adventitia
allein, sei es aus dieser und den Gefäßendothelien, eines Zell-
materials, das als „Gitterzellen“, „Makrophagen“, „Polyblastentj
und dergl. die Aufnahme und den Transport von pathogenen
Mikroorganismen und von Zerfallstoffen der Gewebe besorgt, als
„Riesenzellen“ sich bei der gleichen Arbeit beteiligt, als „Epi-
thelioidzellen“ zum Aufbau der „entzündlichen Granulome“ bei-
trägt, als „Fibroblasten“ Bindegewebsfasern produziert (nach
Darstellung von Ziegler (54), Lwoff (25), Maximow (29) im
Protoplasma). Nach Ablauf des pathologischen Prozesses
bleiben vielleicht einzelne mit Abbaustoffen gefüllte „Gitter-
zellen“ im Narbengewebe, einzelne Kerne mit kaum darstell-
baren Protoplasmaleibern als Reste einstiger „Fibroblasten“
neben den von ihnen produzierten Bindegewebsfasern, die nach
manchen Autoren (2, 47) die Form „retikulären Bindegewebes“
annehmen — im übrigen erfahren wir nichts von mesenchyma-
tösem Protoplasma als dauerndem Bestandteile etwaiger älterer
Hirnherde.
Es läßt sich demnach der Unterschied der Genese,
fertigen Struktur und pathologischen Reaktion des
mesenchymalen Bindegewebes von den gleichen Verhält-
nissen der Neuroglia in Kürze etwa dahin zusammenzufassen:
Das Mesenchym zeigt — wenn überhaupt — nur vorübergehend
eine synzytiale Struktur; ob die Differenzierungs-
prozesse im Mesenchym intrazellulär oder in einer „Grund-
substanz“ von statten gehen, ist nicht sichergestellt ; die fertigen
Differenzierungsprodukte liegen extraplasmatisch; wo in den
reifen Organen Netzbildungen Vorkommen, handelt es sich
um „Fas er netze“ oder netzartige Membranen, nicht um
synzytiale protoplasmatische Netze (mit einziger Ausnahme der