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Ranke, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 3. Abhandlung): Neue Kenntnisse und Anschauungen von dem mesenchymalen Synzytium und seinen Differenzierungsprodukten unter normalen und pathologischen Bedingungen: gewonnen mittels der Tanninsilbermethode von N. Achúcarro — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37626#0015
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Neue Kenntnisse u. Anschauungen von dem mesenchymalen Synzylium. (B. 3) 15

menten; später sind sie die alleinigen Insassen der Netz-
maschen. Sie halten sich dort anscheinend sehr lange Zeit in
wenig verändertem Zustande; wenigstens finden sie sich reich-
lich in fast kernlosen Netzen bei offenbar längst abgelaufenen
encephalitischen Prozessen in der Rinde von Idioten (siehe
Fig. 3 u. 4).
In derselben Weise wie die „Gitterzellen“ hei Erweichungen
und Encephalitiden lösen sich kernhaltige Bestandteile als
„Riesenzellen“ aus dem synzytialen Verbände in Gummen und
Tuberkeln. Ob in den ersteren die Riesenzellen stets abgelöste
Elemente oder nicht gelegentlich auch kernreiche Synzytial-
bestandteile sind, ließ sich noch nicht sicherstellen.
Bei den experimentellen traumatischen Rindenherden (Glüh-
nadelversuche) ergab sich insofern ein fundamentaler Unter-
schied zwischen dem Gewebe des erwachsenen und des neu-
geborenen Tieres, als die oben geschilderten Verhältnisse nur
für das erstere gelten, während bei Neugeborenen zwar in den
ersten zwei Tagen eine Gefäßproliferation und Neubildung
innerhalb des pialen und adventitialen Bindegewebes erfolgt,
diese Proliferation aber dann regressiven Veränderungen und
einem weitgehenden Zerfalle des mesodermalen sowie des
Rindengewebes weichen muß. Der durch die Nadel gemachte
Defekt wird also nicht — wie beim Erwachsenen — durch das
synzytiale „Granulationsgewebe“ ausgefüllt, sondern es resul-
tiert ein den Umfang der Nadel um ein Vielfaches übertreffendes
trichterförmiges Loch. Als ein offenbarer Hinweis auf die noch
nach der Geburt sich fortsetzende Gewebsdifferenzierung und
zur Erklärung „porencephalischer“ Herde als Ausdruck fötaler
oder bald nach der Geburt erworbener Rindenzerstörungen ist
diese Tatsache von Interesse (vgl. dazu 33).
Die hier entwickelten Prinzipien verschiedenartiger reak-
tiver Proliferation im mesenchymalen Gewebe des Gehirns
lassen sich auch anwenden, um verschiedenartige primäre
mesenchymale Geschwulstbildungen des Zentralnerven-
systems zu unterscheiden. Von den mir zur Verfügung stehen-
den sechs Fällen primärer Sarkome des Gehirns sind zwei als
Sarkomentwicklung im synzytizialen Verbände (analog der
„Fibroblasten“- und ,,Epithelioidzellen“-Proliferation), vier aber
als Sarkomentwicklung aus dem synzytialen Netze (analog der
Bildung der „Gitterzellen“ etc.) zu bezeichnen. Bei den ersteren
 
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