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Ranke, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 3. Abhandlung): Neue Kenntnisse und Anschauungen von dem mesenchymalen Synzytium und seinen Differenzierungsprodukten unter normalen und pathologischen Bedingungen: gewonnen mittels der Tanninsilbermethode von N. Achúcarro — Heidelberg, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37626#0023
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Neue Kenntnisse u. Anschauungen von dem mesenchymalen Synzytium. (B. 3) 23

2. Eines der ersten Differenzierungsprodukte des mesen-
chymalen Synzytiums ist die mit Silber imprägnierbare Fibrille
(Silberfibrille), die sich an gewissen Orten zur kollagenen,
an anderen Orten zur elastischen Fibrille weiter differenziert,
an vielen Stellen aber (in vielen Gefäßadventitien, im „retikulären
Gewebe“, in den mit „Gitterfasern“ ausgestatteten Organen,
als „Glaskörperfibrille“) auf ihrer ursprünglichen Stufe
verharrt.
3. An manchen Stellen (bei der Knorpel- und Knochenbildung)
scheint es zu einer Imprägnation der synzytialen Netzstruk-
turen mit besonderen Bausubstanzen zu kommen, während gleich-
zeitig eine Loslösung der Kerne mit ihren perinuklearen Proto-
plasmaanteilen statlfindet. [Eine analoge Lösung andersartiger
Elemente an anderen Orten dürfte zur Bildung der Blutzellen
führen.]
4. Im mesenchymalen Synzytium findet in der normalen
Entwicklung an den meisten Orten eine starke Protoplasmia-
reduktion statt; ob aber wirklich ein völliges Verschwinden
aller protoplasmatischen Anteile anzunehmen ist, muß mit ver-
feinerten Protoplasmamethoden weiter untersucht werden; die
enormen Massen von Protoplasma, welche unter pathologischen
Bedingungen (z. B. im subkutanen oder intermuskulären Binde-
gewebe) erscheinen, machen die Annahme des vorherigen Fehlens
protoplasmatischer Substanzen unwahrscheinlich.
5. Am deutlichsten tritt die ursprüngliche Synzytialstruktur
des Bindegewebes in den Organen mit retikulärem und „Gitter-
fasern“ enthaltendem Bindegewebe hervor, sowie in Muskeln,
Nerven, Blutgefäß wänden. Die periphere Nervenfaser, die
Muskelfaser liegt in den Maschen des mesenchymalen Synzytiums
wie die zentrale Nervenfaser im Gliasynzytium.
6. Unter pathologischen Bedingungen erfolgen die reak-
tiven Proliferationsvorgänge im synzytialen A'erbande. Es
differenzieren sich im oder aus dem gewucherten mesenchymalen
Protoplasma neue „Sil her fasern“, die als solche verharren,
oder sich in elastische oder kollagene Fibrillen umwandeln
können. Wo vorher schon „Silberfasern“ vorhanden waren,
können diese sich umwandeln in elastische oder kollagene Fi-
brillen (zirrhotische Prozesse).
7. Bei manchen reaktiven pathologischen Prozessen kommt
es neben der Synzytialproliferation zur Ablösung von Kernen
 
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