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Herbst, Curt [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 8. Abhandlung): 8. Die Bastardierung von Eiern mit ruhenden Riesenkernen: 9. Der Einfluß der Geschlechtsprodukte mit Ammonia auf ihre Fähigkeit, die elterlichen Eigenschaften zu übertragen — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37631#0022
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22 (B. 8)

C. Herbst.

Samen befruchtet. Ein Teil der Eier hob im Thymol faltige
Membranen ab. Es ist deshalb auch hier die Möglichkeit der
Kombination von Parthenogenese und Befruchtung gegeben,
doch wurde dieselbe durch baldiges Befruchten nach der Thymol-
behandlung vermieden; in der Thymollösung selbst aber wird in
der angegebenen Zeit kein Ansatz zur Parthenogenese gemacht.
So konnte also der reine Effekt der „Schädigung“ der Eier auf
die Vererbungsrichtung studiert werden, der sich aber ebensowenig
wie derjenige der geschädigten Spermatozoen feststellen ließ.
Trotz des mangelnden Einflusses auf die Ausbildung der mütter-
lichen Charaktere zeigte sich jedoch die Schädigung durch das
Thymol an dem grünlich-trüben Aussehen und der kompakten
Beschaffenheit der Blastulawandung und an dem Auftreten von
mehr krüppeligen Larven als in der unbehandelten Kontrollkultur.
Es haben demnach die Versuche mit sicher in die Geschlechts-
zellen eindringenden Stoffen ganz dasselbe Ergebnis zutage ge-
fördert wie meine alten Experimente der dritten Vererbungsstudie,
an deren Schluß sich die Worte fanden: „Die Schädigung der
Keimzellen kann zwar die Entstehung von kränklichen Nachkom-
men zur Folge haben, aber die größere oder geringere Ähnlichkeit
mit einem der beiden Eltern wird dadurch nicht bestimmt.“ Man
kann diesem Satze noch hinzufügen, daß nur dann ein schädigender
Faktor die Vererbungsrichtung würde verschieben können, wenn
durch ihn der Kernapparat des Eies oder des Samenfadens so ange-
griffen würde, daß er sich nicht in der normalen Art und Weise
an der Furchungsteilung würde beteiligen können. Nach den Unter-
suchungen von Oskar, Günther und Paula Hertwig haben
wir zwar in dem Badium einen solchen die Kerne elektiv schädi-
genden Stoff vor uns, doch hat die Bestrahlung mit Badium
den Nachteil, daß sie die Keime krank macht, wenn das bestrahlte
Chromatin mit dem unbestrahlten in einen Kern hineingelangt.
Wird es aber nicht in die Larvenkerne aufgenommen, wie dies nach
den Untersuchungen von Günther, Oskar und Paula Hertwig
nach längerer Bestrahlungsdauer bei Amphibien der Fall ist, so
können die Ergebnisse in vererbungstheoretischer Hinsicht — wie
das auch von den genannten Forschern geschehen ist — höchstens
als weitere Stützen der Ansicht verwendet werden, daß der Haupt-
faktor bei der Übertragung der elterlichen Eigenschaften in den
Kernen der Geschlechtszellen zu suchen ist. Für eine eingehendere
Analyse der Ursache der größeren oder geringeren Ähnlichkeit
 
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