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Herbst, Curt [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 8. Abhandlung): 8. Die Bastardierung von Eiern mit ruhenden Riesenkernen: 9. Der Einfluß der Geschlechtsprodukte mit Ammonia auf ihre Fähigkeit, die elterlichen Eigenschaften zu übertragen — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37631#0021
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Vererbungsstudien IX.

(B. 8) 21

tozoen, die väterlichen Eigenschaften zu übertragen, infolge der
Ammoniakbehandlung zu erklären, sondern dadurch, daß einige
Eier infolge des mehrstündigen Liegenbleibens in unbefruchtetem
Zustande von selbst einen geringfügigen Ansatz zur Parthenogenese
gemacht hatten1. So zeigt auch dieser Versuch nichts anderes als
die übrigen: man kann durch Behandlung der Samen-
fäden mit dem eindringenden Ammoniak die Fähigkeit
derselben, die väterlichen Eigenschaften zu übertragen
ebensowenig abschwächen wie mit der nicht eindringen-
den Natronlauge.
C. Anhangsweise sei an dieser Stelle noch einiger Versuche
mit dem ebenfalls eindringenden Thymol gedacht. Ich benutzte
zu denselben eine 0,0iprozentige Lösung in Seewasser. Die Samen-
fäden von Strongylocentrotus verlieren in derselben bereits
nach 2 Minuten ihre Beweglichkeit vollkommen, erhalten sie aber
in normalem Seewasser in abgeschwächtem Grade wieder. Ich
führte nun Befruchtungen von Sphaerechinus-Eiern mit
Samen aus, der 2, 3, 4 oder 5 Minuten in dem Thymolwasser ge-
wesen war. Der 5 Minuten lang behandelte Samen vermochte
überhaupt nicht mehr zu befruchten, in den drei anderen Kulturen
erhielt ich aber Larven, wenn auch in der zweiten nur wenige und
in der dritten nur ein paar, und im ganzen nur 39. Dieselben zeigten
aber ganz dieselbe Vererbungsrichtung wie die Kontrolle, zu der
unbehandeltes Sperma zugesetzt worden war. Die ,,Schädigung“
der Spermatozoen durch Thymol vermag also ebenfalls nicht ihre
Fähigkeit der Eigenschaftsübertragung herabzusetzen.
Ich habe ganz entsprechende Versuche mit Thymolseewasser
auch an Eiern angestellt. Sie kamen für 15—60 Minuten
in die 0,01 prozentige Thymollösung, wurden dann gründlich mit
gewöhnlichem Seewasser gewaschen und mit Strongvlocentrotus-
1 Solche Fälle sind zwar sehr selten, kommen aber doch dann und
wann vor. Ich habe in diesem Frühjahr an unbehandelten und unbefruchteten
Kontrolleiern zweimal bei einigen Eiern den ersten Ansatz zur Parthenogenese
im Auftreten heller Höfe in den Eiern beobachtet. Parthenogenetische
Furchungsstadien oder gar Larven entstanden aber auch in diesen Zuchten
nicht. Überhaupt ist mir bis jetzt nur ein einziges Mal eine Blastula zu Ge-
sicht gekommen, die als parthenogenetisch zu bezeichnen war, obwohl das
Eimaterial, dem sie entstammte, keine beabsichtigte Behandlung er-
fahren hatte. Ob aber das Ab- und Auswaschen der Weibchen mit Süß-
wasser, das immer angewandt wurde, nicht eine unbeabsichtigte Behandlung
in diesen Fällen bedeutete, muß unentschieden bleiben.
 
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