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Gerwerzhagen, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 9. Abhandlung): Untersuchungen an Bryozoen (vorläufige Mitteilung) — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37632#0005
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Untersuchungen an Bryozoen.

(B. 9) 5

Nachdem sich die Eizelle aus dem Follikel befreit hat, meist
mit Beihilfe des Polypids, das bei dem wechselnden Spiele der
Ein- und Ausstülpung ständig gegen das Ei stößt und mit dem
Blinddarm sich jedesmal vorbeizwängt, vollzieht sich die
Befruchtung durch die im Zooecium umherschwärmenden Spermato-
zoen und gleichzeitig wird das Ei durch die Bewegungen des
Polypids oralwärts geschoben, wobei es sich, eingezwängt zwischen
Polypid- und Gystidwand, zu einer flachen Scheibe deformiert.
Oft wird das Ei bei einer energischen Invagination wieder weit
zurückgerissen, aber schließlich gelangt es doch in den vordersten
Abschnitt der Leibeshöhle innerhalb der Tentakelscheide und wird
dann natürlich bei jeder Ausstülpung aus dem Zooecium heraus-
gehoben. Die Retraktionsbewegungen werden allmählich schwächer.
Man gewahrt auf der Oralfläche des Polypids, zwischen zwei dor-
salen Tentakeln, also über dem Ganglion, eine kleine Öffnung.
Durch diese wird das Ei unter erstaunlicher Formveränderung
vorgepreßt (Textfig. la).
Da wie bei allen Gymnolämen die Dorsalseite des Polypids
der Zweigspitze zugekehrt ist, ferner das Polypid gerade bis zur
Basis der Ovicelle ausgestülpt werden kann, und nun auch noch
in demselben Augenblick, in dem die Eizelle nach außen entleert
wird, die Tentakeln nach hinten umgelegt werden (Textfig. la),
so wird ermöglicht, daß das Ei unter den vorspringenden Rand
der äußeren Ovicellenblase gelangt und in dem Maße, als es aus
der Geburtsöffnung herausgepreßt wird, sich zwischen innerer
und äußerer Ovicellenblase, d. h. also in den definitiven Brut-
raum einschiebt. Ein Zerreißen irgend einer Ovicellenwand
findet also dabei nicht statt, sondern die Eizelle betritt den Brut-
raum auf demselben Wege, auf dem nachher die fertig entwickelte
Larve ins Freie gelangt. —
Als treibende Kraft bei dem Transport kommt wohl lediglich
die Muskulatur von Gystid und Tentakelscheide in Betracht.
Erleichtert wird er allerdings durch die ungemein plastische
Beschaffenheit des Eis selbst. Möglich wäre, daß bei der Auf-
nahme in die Ovicelle durch Kontraktion der Muskeln der inneren
Blase eine Saugwirkung zustande kommt, d. h. also das Ei gewisser-
maßen bei der Bildung des Brutraums in diesen eingesogen wird.
Die Beobachtung ergab aber nichts, was darauf hindeuten könnte;
denn der Brutraum weitet sich erst allmählich und dem Raum-
bedürfnis der eintretenden Zelle entsprechend aus.
 
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