6 (B. 3)
Th. Leber:
bedenken, daß diese nicht den Körper durch ihre bloße
Gegenwart schädigen, sondern hauptsächlich durch die von
ihnen erzeugten Gifte, und daß zuweilen auch Gifte oder
schädlich wirkende Substanzen anderen Ursprungs, aber mit ähn-
lichen Wirkungen, in den Körper gelangen. Die zur Abwehr der-
selben und zur Wiederherstellung des normalen Zustandes die-
nenden Vorgänge werden aber in beiden Fällen, bei sonstiger Gleich-
artigkeit der schädlichen Substanz, nicht wesentlich von einander
verschieden sein.
Von den mancherlei Vorgängen, welche dem in Rede
stehenden Zwecke entsprechen, möchte ich heute Ihre Aufmerk-
samkeit nur auf eine bestimmte Art derselben richten,
deren wesentliche Beteiligung bei der akuten eiterbilden-
den Entzündung heute wohl bekannt ist und die mit dem
Namen der Chemotaxis bezeichnet wird. Zur Erforschung
derselben haben Untersuchungen am Auge sehr wesentlich bei-
getragen. Die eitrige Entzündung ist zwar ein Prozeß, welcher
an allen Organen des Körpers in wesentlich gleicher Weise
auftritt, bei dem also das Auge keine besondere Rolle spielt; das
Auge gewährt aber bei der Untersuchung den großen Vorteil,
daß es leicht zugänglich ist, und daß wegen seiner Durchsichtig-
keit auch tief liegende Teile desselben während des Lebens, selbst
mit Hilfe von Vergrößerung, untersucht werden können. Zur
direkten Beobachtung der Vorgänge des Zellenlebens, um welche
es sich hier handelt, reicht freilich die durch den Augenspiegel zu
erreichende Vergrößerung nicht aus, und es müssen daher auch
mikroskopische Untersuchungen an experimentell bei Tieren her-
vorgerufenen Entzündungen bei der Forschung mit zu Hilfe ge-
nommen werden.
Man bezeichnet als Chemotaxis einen Vorgang, der
darin besteht, daß die Elementarorganismen, aus wel-
chen der tierische und pflanzliche Körper auf gebaut
ist, die Zellen oder deren Derivate, durch den Ein-
fluß gewisser, meist außerordentlich geringer Mengen
chemischer Substanzen der a 11 e r v e r s c h i e d e n s t e n Art
zu Bewegungen und Ortsveränderungen veranlaßt wer-
den, welche bestimmte Funktionen vermitteln, somit
den Zwecken des Organismus dienstbar sind.
Ich muß aber sogleich hervorheben, daß die Chemotaxis
keineswegs auf das Gebiet der Pathologie beschränkt ist, sondern
Th. Leber:
bedenken, daß diese nicht den Körper durch ihre bloße
Gegenwart schädigen, sondern hauptsächlich durch die von
ihnen erzeugten Gifte, und daß zuweilen auch Gifte oder
schädlich wirkende Substanzen anderen Ursprungs, aber mit ähn-
lichen Wirkungen, in den Körper gelangen. Die zur Abwehr der-
selben und zur Wiederherstellung des normalen Zustandes die-
nenden Vorgänge werden aber in beiden Fällen, bei sonstiger Gleich-
artigkeit der schädlichen Substanz, nicht wesentlich von einander
verschieden sein.
Von den mancherlei Vorgängen, welche dem in Rede
stehenden Zwecke entsprechen, möchte ich heute Ihre Aufmerk-
samkeit nur auf eine bestimmte Art derselben richten,
deren wesentliche Beteiligung bei der akuten eiterbilden-
den Entzündung heute wohl bekannt ist und die mit dem
Namen der Chemotaxis bezeichnet wird. Zur Erforschung
derselben haben Untersuchungen am Auge sehr wesentlich bei-
getragen. Die eitrige Entzündung ist zwar ein Prozeß, welcher
an allen Organen des Körpers in wesentlich gleicher Weise
auftritt, bei dem also das Auge keine besondere Rolle spielt; das
Auge gewährt aber bei der Untersuchung den großen Vorteil,
daß es leicht zugänglich ist, und daß wegen seiner Durchsichtig-
keit auch tief liegende Teile desselben während des Lebens, selbst
mit Hilfe von Vergrößerung, untersucht werden können. Zur
direkten Beobachtung der Vorgänge des Zellenlebens, um welche
es sich hier handelt, reicht freilich die durch den Augenspiegel zu
erreichende Vergrößerung nicht aus, und es müssen daher auch
mikroskopische Untersuchungen an experimentell bei Tieren her-
vorgerufenen Entzündungen bei der Forschung mit zu Hilfe ge-
nommen werden.
Man bezeichnet als Chemotaxis einen Vorgang, der
darin besteht, daß die Elementarorganismen, aus wel-
chen der tierische und pflanzliche Körper auf gebaut
ist, die Zellen oder deren Derivate, durch den Ein-
fluß gewisser, meist außerordentlich geringer Mengen
chemischer Substanzen der a 11 e r v e r s c h i e d e n s t e n Art
zu Bewegungen und Ortsveränderungen veranlaßt wer-
den, welche bestimmte Funktionen vermitteln, somit
den Zwecken des Organismus dienstbar sind.
Ich muß aber sogleich hervorheben, daß die Chemotaxis
keineswegs auf das Gebiet der Pathologie beschränkt ist, sondern