Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen. (B. 3) 7
auch bei zahlreichen physiologischen Funktionen der Tier- und
Pflanzenwelt eine wichtige Rolle spielt. Es ist interessant zu sehen,
wie Untersuchungen auf den allerverschiedensten Gebieten un-
abhängig von einander zur Entdeckung dieses Vorgangs geführt
haben.
Es würde zu weit führen, wenn ich auch nur einen flüchtigen
Überblick über die Bedeutung der Chemotaxis bei den physio-
logischen Lebensvorgängen geben wollte; auch könnte ich hier
nur über Dinge berichten, die mir nicht aus eigener Erfahrung
bekannt sind. Nur darauf möchte ich hinweisen, daß u. a. auch
der wesentlichste Vorgang bei der Zeugung der Tiere durch die
Chemotaxis vermittelt wird, da dem Eindringen der mit Bewegungs-
vorrichtungen versehenen männlichen Geschlechtszellen, der Sper-
matozoen, in die weibliche Geschlechtszelle, das Ei, worauf die
Verschmelzung der beiden Zellenarten beruht, Attraktionswir-
kungen zu Grunde liegen, die wohl nur chemischer Art sein können.
Für den Begriff der Chemotaxis ist wesentlich, daß die chemi-
schen Einflüsse nicht beliebige, regellose Bewegungen auslösen,
sondern solche, durch die ganz bestimmte, den Zwecken des
Gesamtorganismus dienende Funktionen vermittelt werden. In
einer Reihe von Fällen treffen wir das Verhalten, daß die mikro-
skopisch kleinen Elementarorganismen durch die wirksame Sub-
stanz derart angelockt werden, daß sie sich nach dem Orte
der stärksten Konzentration derselben hinbegeben und
dort ansammeln; es beruht darauf die Möglichkeit sichtbarer
Erfolge ihrer weiteren Tätigkeit, die bei einzelnen dieser Gebilde
wegen ihrer geringen Größe ausgeschlossen wäre. Man bezeichnet
diesen Vorgang als positive Chemotaxis, zum Unterschied von
der negativen Art, bei welcher gerade umgekehrt die chemische
Substanz eine abstoßende Wirkung auf die Elemente ausübt.
Die Ansammlung der Zellen am Orte des Lockreizes gleicht
vollkommen der Ansammlung von kleinen Lebewesen, z. B. von
Insekten oder von gewissen Bakterien an ihrer Nahrungsquelle oder
dem Hinstreben anderer Bakterien nach der Quelle einer Sauerstoff-
entwickelung oder nach dem Licht. Sie ist aber von dem Vorhanden-
sein einer nachweisbaren Organisation, insbesondere von dem
eines noch so rudimentären Nervensystems, ganz unabhängig, da
von einem solchen bei einzelnen Zellen durchaus nicht die Rede
sein kann. Sie läßt sich vielleicht auch einfach mechanisch er-
klären, wenn man annimmt, daß die Bewegungen der Zelle, die
auch bei zahlreichen physiologischen Funktionen der Tier- und
Pflanzenwelt eine wichtige Rolle spielt. Es ist interessant zu sehen,
wie Untersuchungen auf den allerverschiedensten Gebieten un-
abhängig von einander zur Entdeckung dieses Vorgangs geführt
haben.
Es würde zu weit führen, wenn ich auch nur einen flüchtigen
Überblick über die Bedeutung der Chemotaxis bei den physio-
logischen Lebensvorgängen geben wollte; auch könnte ich hier
nur über Dinge berichten, die mir nicht aus eigener Erfahrung
bekannt sind. Nur darauf möchte ich hinweisen, daß u. a. auch
der wesentlichste Vorgang bei der Zeugung der Tiere durch die
Chemotaxis vermittelt wird, da dem Eindringen der mit Bewegungs-
vorrichtungen versehenen männlichen Geschlechtszellen, der Sper-
matozoen, in die weibliche Geschlechtszelle, das Ei, worauf die
Verschmelzung der beiden Zellenarten beruht, Attraktionswir-
kungen zu Grunde liegen, die wohl nur chemischer Art sein können.
Für den Begriff der Chemotaxis ist wesentlich, daß die chemi-
schen Einflüsse nicht beliebige, regellose Bewegungen auslösen,
sondern solche, durch die ganz bestimmte, den Zwecken des
Gesamtorganismus dienende Funktionen vermittelt werden. In
einer Reihe von Fällen treffen wir das Verhalten, daß die mikro-
skopisch kleinen Elementarorganismen durch die wirksame Sub-
stanz derart angelockt werden, daß sie sich nach dem Orte
der stärksten Konzentration derselben hinbegeben und
dort ansammeln; es beruht darauf die Möglichkeit sichtbarer
Erfolge ihrer weiteren Tätigkeit, die bei einzelnen dieser Gebilde
wegen ihrer geringen Größe ausgeschlossen wäre. Man bezeichnet
diesen Vorgang als positive Chemotaxis, zum Unterschied von
der negativen Art, bei welcher gerade umgekehrt die chemische
Substanz eine abstoßende Wirkung auf die Elemente ausübt.
Die Ansammlung der Zellen am Orte des Lockreizes gleicht
vollkommen der Ansammlung von kleinen Lebewesen, z. B. von
Insekten oder von gewissen Bakterien an ihrer Nahrungsquelle oder
dem Hinstreben anderer Bakterien nach der Quelle einer Sauerstoff-
entwickelung oder nach dem Licht. Sie ist aber von dem Vorhanden-
sein einer nachweisbaren Organisation, insbesondere von dem
eines noch so rudimentären Nervensystems, ganz unabhängig, da
von einem solchen bei einzelnen Zellen durchaus nicht die Rede
sein kann. Sie läßt sich vielleicht auch einfach mechanisch er-
klären, wenn man annimmt, daß die Bewegungen der Zelle, die