14 (B. 3)
Th. Leber:
bracht hat, in die vordere Augenkammer eines Tieres ein, so sieht
man sehr bald das Röhrchen sich mit hineingelangten Leukocyten
bis zum Rande füllen, während im übrigen Teil der Augenkammer
nicht das geringste davon zu bemerken ist. Sämtliche aus den
Gefäßen ausgewanderte Zellen werden wie in eine Falle in das
Röhrchen hineingelockt; ein mit indifferenter Flüssigkeit gefülltes
Röhrchen bleibt dagegen bei diesem Versuch von Eiterkörperchen
völlig frei.
Während die bisher besprochenen ektogenen, d. h. durch
äußere Schädlichkeiten erzeugten Entzündungen zum
weit überwiegenden Teil auf der Wirkung von Mikrobien beruhen,
liegen den inneren Erkrankungen sehr oft auch andersartige
Ursachen zu Grunde. Bei der innigen Wechselwirkung, in welcher
alle Teile des Organismus zu einander stehen, geben nicht selten
auch irgendwie entstandene Störungen eines Organs
ihrerseits wieder die Ursache zu sekundärer Erkran-
kung anderer Organe ab; gerade diese spielen bei den inneren
Erkrankungen des Auges, namentlich der zarten und fein organi-
sierten Netzhaut, eine sehr wichtige Rolle. Der Augenspiegel hat
uns mit einer ganzen Anzahl solcher sekundärer Entzün-
dungen der Netzhaut bekanntgemacht, deren ophthalmo-
skopisches Bild zum Teil so charakteristisch ist, daß wir im
Stande sind, aus demselben allein das zu Grunde liegende Leiden
des anderen Organs zu erkennen. Es gilt dies besonders für die
in Folge von Nierenleiden auftretende Netzhauterkran-
kung, die sog. Retinitis nephritica oder albuminurica. Es kommen
Fälle vor, wo der Kranke in Ermangelung von erheblichen sonsti-
gen Beschwerden keine Ahnung davon hat, daß er von einem
ernsten Leiden eines sonstigen Körperorgans ergriffen ist und ledig-
lich wegen der eingetretenen Sehstörung Hilfe sucht. Er wendet
sich daher zunächst an den Augenarzt, so daß also der Augen-
spiegel zur Diagnose eines Nierenleidens führt. In Fällen
völlig anderer Art haben wir es mit Krankheitsprozessen der
Netzhaut zu tun, deren unbekannte Ursache durch Ver-
erbung auf die Nachkommen übertragen wird, und bei
deren Entstehung auch Blutsverwandtschaft der Eltern eine wich-
tige Rolle spielt.
So gut bekannt nun auch die Bilder sind, welche uns der
Augenspiegel in diesen und vielen anderen Fällen ähnlicher Art
liefert, und obwohl wir jetzt auch über die Veränderungen,
Th. Leber:
bracht hat, in die vordere Augenkammer eines Tieres ein, so sieht
man sehr bald das Röhrchen sich mit hineingelangten Leukocyten
bis zum Rande füllen, während im übrigen Teil der Augenkammer
nicht das geringste davon zu bemerken ist. Sämtliche aus den
Gefäßen ausgewanderte Zellen werden wie in eine Falle in das
Röhrchen hineingelockt; ein mit indifferenter Flüssigkeit gefülltes
Röhrchen bleibt dagegen bei diesem Versuch von Eiterkörperchen
völlig frei.
Während die bisher besprochenen ektogenen, d. h. durch
äußere Schädlichkeiten erzeugten Entzündungen zum
weit überwiegenden Teil auf der Wirkung von Mikrobien beruhen,
liegen den inneren Erkrankungen sehr oft auch andersartige
Ursachen zu Grunde. Bei der innigen Wechselwirkung, in welcher
alle Teile des Organismus zu einander stehen, geben nicht selten
auch irgendwie entstandene Störungen eines Organs
ihrerseits wieder die Ursache zu sekundärer Erkran-
kung anderer Organe ab; gerade diese spielen bei den inneren
Erkrankungen des Auges, namentlich der zarten und fein organi-
sierten Netzhaut, eine sehr wichtige Rolle. Der Augenspiegel hat
uns mit einer ganzen Anzahl solcher sekundärer Entzün-
dungen der Netzhaut bekanntgemacht, deren ophthalmo-
skopisches Bild zum Teil so charakteristisch ist, daß wir im
Stande sind, aus demselben allein das zu Grunde liegende Leiden
des anderen Organs zu erkennen. Es gilt dies besonders für die
in Folge von Nierenleiden auftretende Netzhauterkran-
kung, die sog. Retinitis nephritica oder albuminurica. Es kommen
Fälle vor, wo der Kranke in Ermangelung von erheblichen sonsti-
gen Beschwerden keine Ahnung davon hat, daß er von einem
ernsten Leiden eines sonstigen Körperorgans ergriffen ist und ledig-
lich wegen der eingetretenen Sehstörung Hilfe sucht. Er wendet
sich daher zunächst an den Augenarzt, so daß also der Augen-
spiegel zur Diagnose eines Nierenleidens führt. In Fällen
völlig anderer Art haben wir es mit Krankheitsprozessen der
Netzhaut zu tun, deren unbekannte Ursache durch Ver-
erbung auf die Nachkommen übertragen wird, und bei
deren Entstehung auch Blutsverwandtschaft der Eltern eine wich-
tige Rolle spielt.
So gut bekannt nun auch die Bilder sind, welche uns der
Augenspiegel in diesen und vielen anderen Fällen ähnlicher Art
liefert, und obwohl wir jetzt auch über die Veränderungen,