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Leber, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 3. Abhandlung): Über die Beteiligung der Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen: Vortrag ... — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.34092#0020
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20 (B. 3)

Th. Leber:

haltenen Fuscinkörnchen deutlich hervortreten, deren Fettgehalt
sich aber durch Färbung mit Sudan leicht demonstrieren läßth
Die in den Zellen enthaltene fettartige Substanz besteht
nicht nur aus gewöhnlichem Fett, sondern auch aus fett-
ähnlichen, sog. lipoiden Substanzen, zu welchen Fettsäure-
ester des Cholesterins und verwandte Stoffe gehören. Sie kann
wohl nur durch das Blut herbeigeführt werden und ist vermut-
lich in der aus demselben ausgeschwitzten Flüssigkeit enthalten,
von welcher das Gewebe in reichlicher Menge durchtränkt ist.
Von einem Zerfall der das Fett enthaltenden Pigmentepithelzellen
kann dasselbe ebensowenig hergeleitet werden wie vom Netzhaut-
gewebe, da diese ihre Lebensfähigkeit durch die Einwanderung in
die Netzhaut genügend dokumentieren. Die wahrscheinlichste
Annahme ist vielmehr die, daß diese Zellen, wie die der fett-
absondernden Drüsen, die Fähigkeit haben, Fett, das in
sehr feiner Verteilung und in relativ geringer Kon-
zentration in der Gewebsflüssigkeit enthalten ist, in
ihre Substanz aufzunehmen und darin aufzuspeichern,
bis die Zelle reichlich damit erfüllt ist. Es spricht dafür auch die
in andersartigen Fällen gemachte Beobachtung, daß diese Zellen
auch aus dem Zerfall roter Blutkörperchen herstammende eisen-
haltige Verbindungen in sich aufspeichern können, so daß sie bei
der Probe mit Ferrozyankalium eine ziemlich intensive Eisenreak-
tion gehen. Es scheint sich also hier um einen Vorgang zu han-
deln, der mit der Phagocytose verwandt ist. Es liegt nun
auch nahe zu vermuten, daß die Einwanderung der Zellen
in die Netzhaut durch den Fettgehalt des Gewebes
veranlaßt wird, daß der letztere also chemotaktisch
auf sie einwirkt. Da man ferner bei dieser Krankheit auch im
Inneren der Blutgefäße zahlreiche große Fettkörnchen-
zellen findet, welche nicht durch den Blutstrom herbeigeführt
sein können, so ist es wohl nicht zu gewagt anzunehmen, daß
durch diesen Vorgang das Gewebe von dem in zu reichlicher
Menge hineingelangten Fett, welches für die Zwecke des
Organs keine Verwendung findet, wieder befreit wird.
i Die obigen Beobachtungen, weiche der Kürze halber im Vortrag
übergangen wurden, teile ich hier summarisch mit, da sie bisher noch nicht
veröffentlicht sind, und werde demnächst an anderer Stelle darüber aus-
führlicher berichten.
 
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