4 (B. 2)
0. Bütschli:
In einer 1902 erschienenen ausführlichen Arheit hat L. RHUMBLER^
das Problem kritisch und selbsttätig forschend sehr eingehend be-
sprochen. Daß einfaches Wachstum des Ektoderms allein (aus-
genommen in besonderen Fällen, wie jenem der Plakula und etwa sol-
chen Zuständen, wo dieWand der Keimblase derEihüIIe dicht anliegt
und an ihr Widerstand findet) nicht zur Einstülpung, sondern im
Gegenteil zu einer Verlängerung der Blastula führen müsse, hat
er richtig erkannt (doch bedarf die Sachlage noch näherer Auf-
klärung, wie wir selienwerden); ebenso, daß auch dieAufsaugung
cler Biastocoelflüssigkeit, bei entsprechender Nachgiebigkeit des
späteren Entoderms, nicht besonders wirksam sein könne. Er hat
ferner besonclers darauf liingewiesen, daß die Gestaltsveränderung
der sich einstülpenden Entodermzellen, welche in der kugeligen
Blastula ursprünglich, wie auch die Ektodermzellen, keilförmig
nach außen sich erweiternde Gebilde darstellen, zu solchen, die
sich umgekehrt nacli außen verjüngen, nach innen dagegen ver-
clicken, bei der Vorbereitung zur eigentlichen Invagination eine
wichtige RoIIe spielen müsse. Die Hauptschwierigkeit liegt und
lag nämlich darin, wie sich diese erste Vorbereitung zur Invagina-
tion vollzieht, durch welche die Abplattung des Invaginations-
pols und der erste Beginn der Einstülpung entsteht. Denn, wenn
die erwähnte Gestaltsveränderung der späteren Entodermzellen
in solcher Weise eingeleitet ist, so würde auch ein stärker wachsendes
Ektoderm den weiteren Fortschritt der Invagination zu bewirken
im stande sein. Den ersten Anstoß zur Invagination und die
hervorgehobene Umformung der Entodermzellen glaubt nun
BnuMBLER in einem aktiven Einwanderungsvermögen der Ento-
dermzellen suchen zu dürfen, indem er dabei besonders auf solche
Modifikationen der Entodermbildung hmweist, wo in der Tat Zellen
der Blastulawand in die Furchungshöhle einwandern und zum
Entoderm werden. Dies Einwandern der späteren Entoderm-
zellen, auch bei normaler Invagination, soll aber dadurch hervor-
gerufen werden, daß die Oberflächenspannung der Blastocoel-
enden der späteren Entodermzellen durcli Aufnahme gewisser
Stoffe aus der Blastocoelflüssigkeit erniedrigt werde, wodurch
diese Zellen, ähnlich wie Amoeben, nach innen wanderten und dabei,
sowie aus dem gleichen Grunde, die erwähnte Gestaltsveränderung
^ RHUMBLER, B. Zur Mechanik des Gastrulationsvorgangs, insbeson-
dere der Invagination. Arch. f. Entwicklungsmechanik 14, 1902, S. 401 bis
476. 1 Taf.
0. Bütschli:
In einer 1902 erschienenen ausführlichen Arheit hat L. RHUMBLER^
das Problem kritisch und selbsttätig forschend sehr eingehend be-
sprochen. Daß einfaches Wachstum des Ektoderms allein (aus-
genommen in besonderen Fällen, wie jenem der Plakula und etwa sol-
chen Zuständen, wo dieWand der Keimblase derEihüIIe dicht anliegt
und an ihr Widerstand findet) nicht zur Einstülpung, sondern im
Gegenteil zu einer Verlängerung der Blastula führen müsse, hat
er richtig erkannt (doch bedarf die Sachlage noch näherer Auf-
klärung, wie wir selienwerden); ebenso, daß auch dieAufsaugung
cler Biastocoelflüssigkeit, bei entsprechender Nachgiebigkeit des
späteren Entoderms, nicht besonders wirksam sein könne. Er hat
ferner besonclers darauf liingewiesen, daß die Gestaltsveränderung
der sich einstülpenden Entodermzellen, welche in der kugeligen
Blastula ursprünglich, wie auch die Ektodermzellen, keilförmig
nach außen sich erweiternde Gebilde darstellen, zu solchen, die
sich umgekehrt nacli außen verjüngen, nach innen dagegen ver-
clicken, bei der Vorbereitung zur eigentlichen Invagination eine
wichtige RoIIe spielen müsse. Die Hauptschwierigkeit liegt und
lag nämlich darin, wie sich diese erste Vorbereitung zur Invagina-
tion vollzieht, durch welche die Abplattung des Invaginations-
pols und der erste Beginn der Einstülpung entsteht. Denn, wenn
die erwähnte Gestaltsveränderung der späteren Entodermzellen
in solcher Weise eingeleitet ist, so würde auch ein stärker wachsendes
Ektoderm den weiteren Fortschritt der Invagination zu bewirken
im stande sein. Den ersten Anstoß zur Invagination und die
hervorgehobene Umformung der Entodermzellen glaubt nun
BnuMBLER in einem aktiven Einwanderungsvermögen der Ento-
dermzellen suchen zu dürfen, indem er dabei besonders auf solche
Modifikationen der Entodermbildung hmweist, wo in der Tat Zellen
der Blastulawand in die Furchungshöhle einwandern und zum
Entoderm werden. Dies Einwandern der späteren Entoderm-
zellen, auch bei normaler Invagination, soll aber dadurch hervor-
gerufen werden, daß die Oberflächenspannung der Blastocoel-
enden der späteren Entodermzellen durcli Aufnahme gewisser
Stoffe aus der Blastocoelflüssigkeit erniedrigt werde, wodurch
diese Zellen, ähnlich wie Amoeben, nach innen wanderten und dabei,
sowie aus dem gleichen Grunde, die erwähnte Gestaltsveränderung
^ RHUMBLER, B. Zur Mechanik des Gastrulationsvorgangs, insbeson-
dere der Invagination. Arch. f. Entwicklungsmechanik 14, 1902, S. 401 bis
476. 1 Taf.