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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 2. Abhandlung): Paläobiologische Studien — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34597#0003
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In den ,,Paläontologischen Betrachtungen", welche ich in den
letzten Jahren in zwangloser Reihenfolge im Neuen Jahrbuch für
Mineralogie usw. veröffentlichte, habe ich auf das biologische
Moment, welches uns Gesteinsbeschaffenheit, Vergesellschaftung
usw. liefern, besonderen Wert gelegt.
Nun möchte das Material der fossilen Invertebraten noch
einmal in anderer Weise biologisch gruppieren, vor allem die Ähn-
lichkeiten in der äußeren Form und inneren Struktur hervorheben,
soweit die Lebensweise sie hervorbringt. Das sind also z. T. Konver-
genzerscheinungen bei ganz heterogenen Gruppen; teils handelt
es sich bei verwandten Formen um Betonung einer in der Natur
liegenden Entwicklung oder latenter, resp. untergeordneter Eigen-
schaften. Daran werden sich dann verschiedenartige Momente
(Vicariieren, Ähnlichkeit im Auftreten u. a. m.) anschließen. Eine
solche Übersicht existiert für dies ganze Versteinerungsmaterial
nicht, obwohl jede einzelne Tiergruppe selbstverständlich längst
darauf hin durchgearbeitet ist.
Am besten wird meine Absicht klar werden, wenn wir ein
charakteristisches Beispiel herausnehmen und zwar das Fest-
wachsen. Die vollkommenste Anheftung ist die inkrustierende
und findet sich bei Coelenteraten (Stromatoporen, Hydrozoen,
usw. sowie vielen Bryozoen) ebenso wie bei
den Lithothamnien,. und beweist, daß der Stock in allen seinen
Teilen sich immer wieder der Unterlage anschmiegen konnte und
mußte. Die Individuen sind klein und haben in allen Teilen die
Gabe der Kalkabsonderung, so daß sie Krusten bilden, d. h. ihnen
ist das Flächenwachstum gegeben. Dies fällt weg bei Crinoiden,
Brachiopoden, Zweischalern, Schnecken und Krebsen. Entweder
sind deren Individuen hoch bei kleiner Anheftungsfläche, oder sie
haben überhaupt nur eine zeitlich beschränkte Möglichkeit der
Befestigung, da diese von den später mit dem Boden nicht mehr
in Berührung tretenden Organen ausgeht. Mittelstadien bieten
die Spongien, manche Bryozoen und die Stolonen treibenden
Korallen. Bei den Crinoiden ist infolge des Nahrungskanales im
Stiel ein Weiterwachsen der Wurzel möglich. Dasselbe gilt von

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