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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 2. Abhandlung): Paläobiologische Studien — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34597#0012
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12 (B. 2)

W. DEECKE :

in welche Feinde eindringen können. Das wird am vollkommend-
sten durch die ovale bis runde Napfform eines Deckels bewirkt, mit
möglichst konzentrierter gleichartiger Lage der Muskeln. Deshalb
sind bei Crania die Muskeleindrücke subzentral, ist bei TküeHa
ein Muskelkranz und bei den Capuliden ein Muskelring entwickelt.
Dieselbe Funktion hat auch der Deckel der Rudisten, der sowohl
bei als auch bei UaprzAa und
kegelförmig-mützenartig wird unter Vereinigung der Zahn- und
Muskelapparate nahe der Mitte. Schließlich zeigt sich Ähnliches
bei den Richthofenien, während bei den Deckelkorallen dieser
Typus sich nicht rein entwickelt. — Auf andere Weise, wie etwa
bei ConiopAyMwTü wenn diese Gruppe sich weiter spezialisiert
hätte, ist der gleiche Zweck bei den Balaniden erreicht, näm-
lich ein mützenartiger oberer Schluß durch Zusammenlegen
getrennter Schalenstücke, ein Schutz, den ebenso die zu-
sammengeklappten Crinoidenarme mit ihren dicken kalkigen
Achsen gewähren oder Zu
beachten, für die Lebensweise vielleicht Aufschluß gebend
ist, daß bei dieser feste enge Schluß nicht mög-
lich ist.
Ich komme nun zu anderen Erscheinungen, die ich auch aus
der Umgebung als Anpassungserscheinungen erklären möchte, und
von denen man einige wohl sicher als solche ansehen darf. —
Als erste sei die starke Chitinbildung der Süßwassermollusken
genannt. Nicht nur die Unioniden, sondern auch die Pisidien
haben diese, desgleichen, und das ist wichtig, die PaMma-, P?a-
Za7%%ÜM.y-Arten. Sie muß mit dem durch zersetzten Humus
an COg reicheren Wasser Zusammenhängen, da dieses ohne den
Überzug die Schalen stark angreifen würde. Man redet nicht um-
sonst von einer Selbstreinigung der Flüsse, in denen die auf-
gewirbelten oder fein verteilten Moderstoffe durch den gelösten Sauer-
stoff zersetzt und in Kohlensäure übergeführt werden, da nach
neusten Untersuchungen das Wasser leicht relativ mehr Sauerstoff
absorbiert. Diese unentwegt entstehende COg würde den Kalk der
Schalen lösen und die Mollusken schädigen, wenn die dicke Horn-
schicht nicht schützte. Daher finden wir den Chitinschutz wieder bei
den ins Brackwasser gehenden Tieren wie Astarten, Cyrenen und
den in den Mangroveregionen siedelnden Cyprinen und Isocardien,
ferner bei den im flachen Wasser lebenden Mytiliden, Litorinen und
Bucciniden.
 
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