Metadaten

Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 2. Abhandlung): Paläobiologische Studien — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34597#0030
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
30 (B. 2)

W. DBECKE :

diesen Krebsen günstigen Fazies nicht überliefert hat. Wir kennen
jedoch genug Lias-, Dogger- und Kreidesedimente der Strandzone,
um zu sehen, daß Balaniden damals wirklich seltener waren als
im Mio-Pliozän und in der Gegenwart. In dem Streite um den
Raum haben sich die Seepocken die Flut- und Ebbezone erobert
und werden dort kaum von Konkurrenten beeinträchtigt; dort
sind sie sogar den Mytiliden überlegen und haben nur Patellen,
die sich in der Trockenzeit fest ansaugen, als Begleiter. Aus
früheren Perioden vermag ich als Analoga eigentlich nur die
Cranien zu nennen, die z. B. bei Ignaberga und in Blekinge hart
am Bande des Wassers auf den Gneisfelsen aufgewachsen waren,
natürlich abgesehen von den Austern. In der Juraformation
haben die Thecidien, im Devon vielleicht die Davidsonien eine
ähnliche Lebensweise in Biffen und Oolithsedimenten geführt,
gingen aber in tiefere Wasser hinab und wuchsen auf Spongien-
rasen (T7?ec. des Ob. Senon). — Ein Vikariieren, d. h.
eine Vertretung in gleichartigen Sedimenten bei gleicher Form
haben wir in typischer Weise bei Girvanellen des Obersilurs,
Heterasteridien der Obertrias, Mumien des Doggers und Malms im
Schweizer Jura und schließlich in den Hydractinienknollen und
Lithothamnien. In diesen Fällen lösen sich zwei Organismen-Gruppen
gewissermaßen immer wieder ab und schließen sich in ihrer zeit-
weiligen Blüte direkt aus. Die Lebensart ist recht ähnlich, erzeugt
Knollen und kugelige Stöcke in flachem Wasser; Fremdkörper
werden massenhaft umwachsen und das Ganze zu knolligen Sedi-
menten zusammengehäuft.
Ein ganz anderes sehr eigentümliches Moment der fossilen
Tierwelt ist das bankweise Vorwalten einer oder ganz
weniger Arten auf weiter Fläche. Heute sind derart die
Austernbänke entwickelt oder in Binnenmeeren wie die Ostsee
stößt man auf Gardien und Mytilussande. Diesen rezenten Sedi-
menten entsprechen die Austernschichten, die Gardiensande, die
Paludinen- und Gongerien-Zonen des jüngeren Tertiärs, die Lima-
bänke des Wellenkalks. Den gegenwärtigen muschel- und schnecken-
reichen Küstenabsätzen der Nordsee, der Atlantischen Küste und
des Mittelmeeres sind manche Lagen des Pariser Grobkalks
(Grignon, Parnes), manche Kreide Vorkommen, das Gallovien
Pommerns, die meisten Malmschichten Süd- und Norddeutsch-
lands, das rheinische Unter- und Mitteldevon, das normale Ober-
silur Gotlands und die Jewe- und Wesenberger-Zone im Unter-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften