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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0026
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26 (B. 2)

V. VON WEIZSÄCKER:

der Stoffwechselvorgänge sei. — Die Erregung im Muskel rückt
dadurch in einen bemerkenswerten Gegensatz zur Funktion des
Zentralnervensystems, die nach VERWORN von der Sauerstoff-
zufuhr in hohem Maße abhängt. Auf die von VERWORN hiernach
angenommenen Beziehungen zwischen Oxydationshemmung und
Narkose wird der Gegenstand des nächsten Abschnitts hinführen.
Als Überleitung zu den narkotisch wirkenden Substanzen
darf die Besprechung der Wirkung der Kohlensäure gelten.
Wir besitzen hier nur eine vereinzelte Mitteilung von RoHDE^,
die aber von großer prinzipieller Bedeutung ist. Am Katzenherzen
fand er nämlich, daß in der Kohlensäurevergiftung Sauerstoff-
und Zuckerverbrauch noch mehr als die Hälfte der Norm betragen
können, während die mechanische Leistung fast auf Null herab-
sinkt. Ob veränderte Wasserstoffionenkonzentration oder eine
andere Wirkung der Kohlensäure vorliegt, ist noch unbekannt.
Das Interesse liegt zunächst darin, daß hierdurch — gegenüber
der Oxydationshemmung — ein zweiter Typus von Funktions-
störung gefunden ist, der eine Umkehrung des am Cyanherzen
beim Frosch gegebenen Verhaltens darstellt: Nicht Arbeit ohne
Sauerstoffverbrauch, sondern Sauerstoffverbrauch ohne Arbeit.
Wir sehen hier den ersten Fall einer Verschlechterung des Nutz-
effektes vor uns, denn es ist nicht zu bezweifeln, daß der Sauer-
stoffverbrauch mit erheblicher Wärmetönung verbunden ist, ohne
daß doch eine wesentliche Verwandlung in mechanische Energie
erfolgte.
Ein myothermisches Analogon zu dieser Beobachtung RoH-
DEs wird sich später ergeben. Eine genauere Untersuchung der
Kohlensäurevergiftung wäre von großem Interesse.
Die bisher geschilderten Beeinflussungen der Energetik stellen
Grenzfälle oder wenigstens Annäherungen an solche dar. Einer-
seits fanden wir Arbeit ohne Sauerstoff, anderseits Oxyda-
tionen ohne Arbeit. Die nunmehr zu besprechenden Wirkungen
von Substanzen der Alkohol- und Urethanreihe sowie ähnlich
wirkender Verbindungen können im wesentlichen als Zwischen-
glieder jener beiden Extreme gelten: auch bei ihnen'finden wir
Herabsetzungen, und zwar gewöhnlich sowohl des Gaswechsels,
wie auch der mechanischen Leistung; die Einseitigkeit der Wir-
kung tritt bei ihnen meist nicht so scharf hervor wie bei den Blau-
säureverbindungen einerseits, der Kohlensäure anderseits. Im
 
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