4 (B. 5)
ROBERT LAUTERBORN:
wo damals bei uns die Wasserscheide zwischen dem Nord- und
Südmeer lag.
Erst im älteren Diluvium brach der alpine Rhein in die
Senke ein und gewann den Anschluß an den zur Nordsee strömen-
den Urrhein. Er ist es, der der Ebene ihr jetziges Gepräge ver-
liehen hat.
Während der Eiszeit, wo die Gletscher der Alpen weit in das
Vorland hinabquollen, brachte der Rhein ungeheure Massen von
fluvioglazialen Geschieben und breitete sie in wechselreichem Laufe
über die ganze Niederung aus; dazu kamen noch die Schuttkegel
der Flüsse und Räche aus den Randgebirgen, von denen Schwarz-
wald und Vogesen ebenfalls Gletscher und Firnfelder trugen. Das
ganze Diluvium hindurch sank die Sohle der Ebene immer weiter
in die Tiefe, aber mit der Senkung hielt die Aufschüttung gleichen
Schritt: wie beträchtlich diese ist, zeigt ein Rohrloch bei Mannheim,
das 147 m tief — also 55 m unter den Spiegel der Nordsee ! —
eingetrieben, noch nicht die diluvialen Rheinschotter durchteuft
hat. Auf dem Höhepunkt der Glazialzeit gehörte fast die ganze
Breite der Ebene zum Strombereich des Rheins; die damals ab-
gelagerten Schotter bilden die Hochterrasse (sowie die Mittel-
terrasse STEiNMANNs), deren Reste in etwas erhöhter Lage be-
sonders gegen den Rand der Ebene zu anstehen, während sie in
der Mitte meist in die Tiefe gesunken und von jüngeren Auf-
schüttungen überdeckt sind. Den Strombereich des Rheins beim
letzten größeren Vorstoß der Gletscher in der Würmeiszeit be-
zeichnen die alpinen Schotter der Niederterrasse, die sich in
breitem flächenhaftem Zuge, streckenweise durch feuchte Nieder-
ungen der Nebenflüsse zerteilt und unterbrochen, die ganze Ebene
entlang zieht. In sie hat der wasserärmer gewordene postglaziale
Rhein sein Bett eingeschnitten, dessen Überschwemmungsgebiet
jetzt die eigentliche alluviale Rheinniederung bildet, die sich,
besonders zwischen Basel und Breisach, dann wieder von Rastatt
abwärts vielfach durch einen 5—10 m hohen Steilhang, das sog.
Hochgestade, scharf von der Fläche der Niederterrasse absetzt.
Neben den Geschieben führten die Schmelzwasser der eiszeit-
lichen Gletscher auch Massen von Sand und Gletschertrübe mit
sich, die bei den sommerlichen Hochfluten des Rheins über die
Ebene ausgebreitet wurden, wo sie im Winter trocken fielen. Aus
der meilenweit sich dehnenden öden Schotterfeldern haben dann
Föhnstürme das leicht bewegliche Material ausgeblasen und fort-
ROBERT LAUTERBORN:
wo damals bei uns die Wasserscheide zwischen dem Nord- und
Südmeer lag.
Erst im älteren Diluvium brach der alpine Rhein in die
Senke ein und gewann den Anschluß an den zur Nordsee strömen-
den Urrhein. Er ist es, der der Ebene ihr jetziges Gepräge ver-
liehen hat.
Während der Eiszeit, wo die Gletscher der Alpen weit in das
Vorland hinabquollen, brachte der Rhein ungeheure Massen von
fluvioglazialen Geschieben und breitete sie in wechselreichem Laufe
über die ganze Niederung aus; dazu kamen noch die Schuttkegel
der Flüsse und Räche aus den Randgebirgen, von denen Schwarz-
wald und Vogesen ebenfalls Gletscher und Firnfelder trugen. Das
ganze Diluvium hindurch sank die Sohle der Ebene immer weiter
in die Tiefe, aber mit der Senkung hielt die Aufschüttung gleichen
Schritt: wie beträchtlich diese ist, zeigt ein Rohrloch bei Mannheim,
das 147 m tief — also 55 m unter den Spiegel der Nordsee ! —
eingetrieben, noch nicht die diluvialen Rheinschotter durchteuft
hat. Auf dem Höhepunkt der Glazialzeit gehörte fast die ganze
Breite der Ebene zum Strombereich des Rheins; die damals ab-
gelagerten Schotter bilden die Hochterrasse (sowie die Mittel-
terrasse STEiNMANNs), deren Reste in etwas erhöhter Lage be-
sonders gegen den Rand der Ebene zu anstehen, während sie in
der Mitte meist in die Tiefe gesunken und von jüngeren Auf-
schüttungen überdeckt sind. Den Strombereich des Rheins beim
letzten größeren Vorstoß der Gletscher in der Würmeiszeit be-
zeichnen die alpinen Schotter der Niederterrasse, die sich in
breitem flächenhaftem Zuge, streckenweise durch feuchte Nieder-
ungen der Nebenflüsse zerteilt und unterbrochen, die ganze Ebene
entlang zieht. In sie hat der wasserärmer gewordene postglaziale
Rhein sein Bett eingeschnitten, dessen Überschwemmungsgebiet
jetzt die eigentliche alluviale Rheinniederung bildet, die sich,
besonders zwischen Basel und Breisach, dann wieder von Rastatt
abwärts vielfach durch einen 5—10 m hohen Steilhang, das sog.
Hochgestade, scharf von der Fläche der Niederterrasse absetzt.
Neben den Geschieben führten die Schmelzwasser der eiszeit-
lichen Gletscher auch Massen von Sand und Gletschertrübe mit
sich, die bei den sommerlichen Hochfluten des Rheins über die
Ebene ausgebreitet wurden, wo sie im Winter trocken fielen. Aus
der meilenweit sich dehnenden öden Schotterfeldern haben dann
Föhnstürme das leicht bewegliche Material ausgeblasen und fort-