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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 5. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34628#0019
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. II. (B.5) 19

Die Altwasser.
Entstehung und Typen der Altwasser. —Was dem Lauf
des Oberrheins vor allen anderen Strecken ein besonderes Gepräge
gibt, ist die reiche Entfaltung der Altwasser und Auwälder, die
inmitten eines seit zwei Jahrtausenden kultivierten dicht besiedel-
ten Gebietes dem Strombereich des Rheins noch zahlreiche Züge
der ursprünglichen Natur bewahrt haben.
Der natürliche Stromlauf ließ überall Altwasser entstehen,
deren Reste die ganze Niederung durchziehen. Die Korrektion
hat ihre Zahl noch beträchtlich vermehrt, gleichzeitig aber auch die
Bedingungen für die Entstehung weiterer Altwasser völlig unter-
bunden, so wie sie auch mit allen Mitteln sich bemüht, die von
ihr geschaffenen Euchten wieder möglichst rasch zu verlanden.
Die durch Schotterbänke abgedämmten seichten Arme des
zerfaserten Flußbettes der oberen Strecke hatten als Stillwasser
nur selten einen längeren Bestand, da fast jedes stärkere Hoch-
wasser die Geschiebe immer wieder umlagerte, hier neue Rinnen
grub, dort ältere verschüttete und zur Verlandung brachte.
Anders auf der Strecke der großen Stromserpentinen. Hier hat
der Rhein bei zahlreichen der weitgeschwungenen Windungen die
schmale Landzunge schließlich durchbrochen und durch Aus-
tiefung eines neuen verkürzten Strombettes den Bogen in ein Alt-
wasser verwandelt — genau wie später die Durchstiche der Korrek-
tion. Einmal aus dem direkten Stromlauf ausgeschaltet, fielen
die bis 15 km langen hufeisenförmig gekrümmten Altrheine bald
der Verlandung anheim, die bei den auf natürliche oder künstliche
Weise entstandenen in ähnlicher Weise verläuft. Zunächst bildet
sich an der oberen Mündung durch Einschwemmung von Kies,
Sand und Schlick eine Barre, die ständig anwächst und schließlich
die Öffnung verschließt. So entsteht eine ruhige Strombucht,
in der fortan fast nur Schlick und Feinsand abgelagert werden,
welche jede Hochflut des Rheins hier sedimentieren läßt. Dadurch
erhöht sich die Sohle immer mehr, ganz besonders bei der unteren
Mündung, bis auch diese den Zusammenhang mit dem fließenden
Wasser verliert. Die Strombucht wird zum seeartig geschlosse-
nen Altwasser, das stets klar bleibt und dessen weitere Verlandung
von nun ab die Vegetation besorgt. Von den Schlickgründen bei der
Mündung nimmt der Auwald Besitz; weiter landeinwärts rückt von
den seichten Enden sowie den Elfern her der Rohrwald mit seinen
 
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