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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 5. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34628#0063
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. II. (B.5) 63

Wasservögeln, die alljährlich im Herbste von Nord- und Nordost-
europa über das mittlere Deutschland nach dem Oberrhein ziehen
und dessen Lauf bis gegen Basel folgen, von wo sie dann durch
die Burgundische Pforte der Rhone und dem Mittelmeer zustreben.
Daß auf diesen seit Jahrtausenden sich vollziehenden Wander-
zügen auch zahlreiche Dauerkeime von Pflanzen und Tieren nach
unserem Gebiete verschleppt wurden, bedarf keines Beweises.
Pflanzen, die in und an den Gewässern des Oberrheins ihre
absolute Südgrenze erreichen, sind nur wenige bekannt: der
sumpfbewohnende nordöstliche besitzt seinen süd-
westlichsten Standort bei Schifferstadt in der Rheinpfalz; Ne%ecm
(Cmernrm) wird für ganz Süddeutschland nur bei Benfeld
und Illhäusern im Elsaß angegeben, & geht am Rheine
selbst kaum südlicher als bis zur Mainmündung. Dagegen er-
scheinen in den Altwassern und Sümpfen des Oberrheins eine Reihe
von Pflanzen wieder, die in Deutschland ihre Hauptverbreitung
in der Tiefebene des Nordens und Nordostens haben, in den Fluß-
tälern Mitteldeutschlands dagegen meist nur ganz selten oder gar
nicht Vorkommen. Hierher gehören beispielsweise CAarn cera-
%opA?/^a, CA. TWanrngehm TfcAofde^, P. macroaa^a^, P.
ZizP, Vaia^ mariaa, HW//ia arrAzka, die am Niederrhein nicht
selten, sonst aber im ganzen Bereich des Stromes nur noch an zwei
Standorten des Oberrheingebietes, bei Viernheim unweit AJannheim
und bei Enkheim in der Nähe von Frankfurt auftritt. Selbst
die eigentlich mehr südöstliche NaAzPia aa^aa^, die am Ober-
rhein erst von Karlsruhe abwärts erscheint, weist auf eine
Verbreitung von Norden her hin, da sie südwärts bis nach Süd-
frankreich hin völlig vermißt wird. Ähnlich dürfte sich auch
CuMaGu paraa^f/oFa der Torfsümpfe von Viernheim (früher auch
bei Offenbach am Main) verhalten, während für den zweiten Stand-
ort im Rheingebiet bei Lindau am Bodensee wegen des Zusammen-
vorkommens mit HMrooaadia ee^fcaM^a und der Nachbarschaft
des mediterranen CpperaR hmgaa eine Verschleppung von Süden
her wahrscheinlicher ist.
Im Gegensatz zur Lebewelt des Wassers zeigt, wie schon früher
hier bemerkt wurde, die Tier- und Pflanzenwelt des Landes
gerade am Oberrhein eine starke und auffällige Durchdringung
mit mediterranen und pontischen Elementen, während nordische
in der Ebene ganz zurücktreten. Die bevorzugten Stätten der
mediterran beeinflußten Fauna und Flora sind die sonndurch-
 
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