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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0038
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30 (B.1)

Robert Lauterborn:

Im ganzen erreicht das Diluvium in Holland eine Mächtigkeit
von etwa 150—200 m. Um diesen Betrag hat sich also das Land
seit jener Zeit gesenkt und durch die Anschwemmungen der Flüsse
immer wieder aufgefüllt. Am Beginn des Alluviums bildete das
Mündungsgebiet des Rheins in seinen küstennahen Abschnitten
ein riesiges Haff, das durch eine weit nach Westen reichende Dünen-
nehrung vom Meere getrennt war. In dieses Haff ergossen sich
Rhein und Maas sowie die Schelde und landeten abwechselnd mit
Meerestonen das Becken mit ihren Schlickablagerungen allmählich
auf, beträchtlich gefördert durch Torfbildungen, die in dem aus-
gesüßten seichter werdenden Wasser immer mehr Boden gewannen
und das Neuland weithin mit Flachmooren übergrünten. Ein
größerer Rest des Haffes scheint sich noch lange in dem von einem
Rheinarm durchströmten Lacus Flevo der Römer erhalten zu
haben, der das Gebiet der heutigen Zuidersee bedeckte.
Der frühere Stromlauf. — Zur Zeit, in der das Mündungs-
gebiet des Rheins in das Dämmerlicht der Frühgeschichte tritt,
lag der Beginn des Deltas noch in der Gegend von Wesel-Xanten.
Schon damals sind drei Hauptarme nachweisbar. Der mittlere
Arm zog in der Richtung des Neder Rijn bis gegen Wijk bij Duur-
stede, vorn wo ab er dem jetzigen Kr'ommen Rijn und Ouden Rijn
folgte, bei Utrecht die Vecht nach Norden abgab und dann west-
wärts weiter strömend durch die Leidensche Bucht bei Kat wijk
ausmündete; die Lek scheint damals nur ein ziemlich unbedeuten-
des Gewässer gewesen zu sein. Ein Nordarm führte einen Teil

der Alpen entspricht, deren fluviatile Aufschüttungen die Schotter der Haupt-
terrasse darstellen. Dann würden die Schotter der Mittelterrasse hier der Würm-
eiszeit angehören, also ein Altersäquivalent der Niederterrasse des Oberrheins
bilden, während die Niederterrasse des Niederrheins in das Alluvium rücken
müßte, falls sie nicht wie Keiliiack (1915 S. 492—493) auch für möglich
hält, „mit der Mittelterrasse zusammen die letzte Eiszeit vertritt und eine
spätere Phase derselben darstellt, in der durch außerhalb unseres Gebietes
liegende Vorgänge, vielleicht durch die Abtrennung Englands vom europäischen
Festland, oder durch starke Senkungen des niederländischen Bodens eine
plötzliche Erniedrigung der Erosionsbasis auftrat.“ Wie man sieht, ist also
die für die ganze Stromgeschichte des Rheins so überaus wichtige Frage
nach dem Alter und der Homologisierung der Diluvialterrassen trotz mancher
wertvoller Einzelarbeiten noch keineswegs geklärt; eine befriedigende Lösung
dürfte wohl nur von einem planmäßigen Zusammenarbeiten aller rheinischen
Geologen zu erwarten sein.
 
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