Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B. 1) 31
der Wasser durch die Oude Ijssel und Geldernsche Ijssel dem Meere
zu, ein Westarm strömte über Xanten, Cleve, Nymwegen die Waal
entlang, welche die Maas aufnahm.
Auf ihrer oberen Strecke besaßen diese Arme bei gewöhnlichen
W asserständen noch leidlich geschlossene Ufer. Anders jedoch
im Bereich des alten Haffs, wo etwa von der Linie Utrecht—
Gorinchem ab das Land sich auf und unter die Höhe des Meeres-
spiegels herabsenkt. Hier wo der Rhein in zahlreichen Armen
träge durch ungeheure Rohrsümpfe, Flachmoore und Erlenbrüche
zog, wo Hochfluten des Meeres die Flüsse weit hinauf zurück-
stauten und jede stärkere Anschwellung von oben her die Nie-
derungen seeartig überschwemmte, blieb die Grenze von Wasser-
lind Festland stets eine schwankende. Dazu kam noch, daß das
Mündungsland auch jetzt noch sich immer weiter senkte und
dadurch den Angriffen des Meeres in verstärktem Maße unterlag,
ganz besonders, seitdem — anscheinend erst in der Alluvialzeit
— die Landbrücke zwischen England und dem Kontinent durch-
gebrochen war. Unter dem Anprall der von Westen heranrollenden
Wogen wurde die alte Nehrungsküste an verschiedenen Stellen
zertrümmert und der schützende Dünenwall im Norden in einzelne
Inseln aufgelöst, zwischen denen das Meer stetig weiter gegen das
Binnenland vordrang. Besonders schwere Einbrüche erfolgten im
Mittelalter bei den Sturmfluten des 12. und 13. Jahrhunderts,
die im Bereich der nördlichen Stromarme des Rheins, vor allem
im Gebiet der heutigen Zuidersee größere Landverluste brachten.
Eine geradezu verheerende Wirkung übte die berüchtigte St.
Elisabethenflut vom 18. November 1421 aus, welche einen sehr-
beträchtlichen Teil des Mündungsgebietes der Wraal mit 72 Ort-
schaften verschlang. Durch diesen Einbruch des Meeres wurde
der Lauf der Waal stark verkürzt und ihr Gefälle so gesteigert,
daß dieser Arm in der Folgezeit mehr und mehr die Hauptwasser-
masse des Rheins an sich zog. Das ging so weit, daß gegen Ende
des 17. Jahrhunderts tatsächlich mit der Möglichkeit gerechnet
werden mußte, Neder Rijn, Ijssel und Lek könnten einmal auf-
hören, lebendige Stromadern des Rheins zu sein. Erst die Anlage
des Kanals von Pannerden (1701—1706) stellte das gestörte Gleich-
gewicht wieder her und regelte den Abfluß so wie wir ihn an-
nähernd heute noch sehen.
In einem Gebiete, das wie das tief hegende Mündungsland des
Rheins fast ständig von (’berflutungen des Stroms und Einbrüchen
der Wasser durch die Oude Ijssel und Geldernsche Ijssel dem Meere
zu, ein Westarm strömte über Xanten, Cleve, Nymwegen die Waal
entlang, welche die Maas aufnahm.
Auf ihrer oberen Strecke besaßen diese Arme bei gewöhnlichen
W asserständen noch leidlich geschlossene Ufer. Anders jedoch
im Bereich des alten Haffs, wo etwa von der Linie Utrecht—
Gorinchem ab das Land sich auf und unter die Höhe des Meeres-
spiegels herabsenkt. Hier wo der Rhein in zahlreichen Armen
träge durch ungeheure Rohrsümpfe, Flachmoore und Erlenbrüche
zog, wo Hochfluten des Meeres die Flüsse weit hinauf zurück-
stauten und jede stärkere Anschwellung von oben her die Nie-
derungen seeartig überschwemmte, blieb die Grenze von Wasser-
lind Festland stets eine schwankende. Dazu kam noch, daß das
Mündungsland auch jetzt noch sich immer weiter senkte und
dadurch den Angriffen des Meeres in verstärktem Maße unterlag,
ganz besonders, seitdem — anscheinend erst in der Alluvialzeit
— die Landbrücke zwischen England und dem Kontinent durch-
gebrochen war. Unter dem Anprall der von Westen heranrollenden
Wogen wurde die alte Nehrungsküste an verschiedenen Stellen
zertrümmert und der schützende Dünenwall im Norden in einzelne
Inseln aufgelöst, zwischen denen das Meer stetig weiter gegen das
Binnenland vordrang. Besonders schwere Einbrüche erfolgten im
Mittelalter bei den Sturmfluten des 12. und 13. Jahrhunderts,
die im Bereich der nördlichen Stromarme des Rheins, vor allem
im Gebiet der heutigen Zuidersee größere Landverluste brachten.
Eine geradezu verheerende Wirkung übte die berüchtigte St.
Elisabethenflut vom 18. November 1421 aus, welche einen sehr-
beträchtlichen Teil des Mündungsgebietes der Wraal mit 72 Ort-
schaften verschlang. Durch diesen Einbruch des Meeres wurde
der Lauf der Waal stark verkürzt und ihr Gefälle so gesteigert,
daß dieser Arm in der Folgezeit mehr und mehr die Hauptwasser-
masse des Rheins an sich zog. Das ging so weit, daß gegen Ende
des 17. Jahrhunderts tatsächlich mit der Möglichkeit gerechnet
werden mußte, Neder Rijn, Ijssel und Lek könnten einmal auf-
hören, lebendige Stromadern des Rheins zu sein. Erst die Anlage
des Kanals von Pannerden (1701—1706) stellte das gestörte Gleich-
gewicht wieder her und regelte den Abfluß so wie wir ihn an-
nähernd heute noch sehen.
In einem Gebiete, das wie das tief hegende Mündungsland des
Rheins fast ständig von (’berflutungen des Stroms und Einbrüchen