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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0012
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4 (B. 1)

Robert Lauterborn:

Oberrheins und Niederrheins ebenso wie das Neuwieder Becken
im Bereich des Mittelrheins langsam zur Tiefe. Dadurch wurde
das Schiefergebirge mehr und mehr über seine Umgebung heraus-
gehoben und der Rhein gezwungen, den drohenden Gefällverlust
durch entsprechend stärkeres Einschneiden in die Tiefe auszu-
gleichen. So entstand nach und nach eine schluchtartige Rinne,
deren Richtung, Krümmungen und Windungen im einzelnen meist
durch Verwerfungen und Spalten des alten Gebirgsockels beein-
flußt wurden. Diese allmähliche Herausbildung des eigentlichen
Rheintals vollzog sich aber recht ungleichmäßig. Auf Perioden
lebhafter Erosion folgten Zeiten relativer Ruhe, in denen der
Rhein wieder Terrassen auf schüttete. So im Mitteldiluvium zu-
nächst die obere und dann die untere Mittelterrasse, deren
Reste namentlich in verbreiterten Strecken des Stromtals durch-
schnittlich etwa 50—60 m, bezw. 20 m über dem jetzigen Spiegel
des Flusses an den Bergflanken erhalten geblieben sind. Dem
jüngsten Diluvium und zwar der Würm-Eiszeit gehören die Schot-
ter der Niederterrasse an, die sich 5—10 m über dem Rhein-
spiegel dem Strom entlang zieht und hier besonders in den Tal-
weitungen größere Ausdehnung erlangt. In sie hat- der postglaziale
Rhein sein gegenwärtiges Bett eingegraben1.
So zieht jetzt der Mittelrhein auf der größten Strecke seines
Laufes durch ein tiefes Erosionstal, dessen Wände von steil auf-
gerichteten vielfach gefalteten devonischen Grauwacken, Ton-
schiefern und Quarziten gebildet werden. Von Bingen bis unter-
halb Oberwesel durchbricht hierbei der Rhein die Schichten des
Gebirges senkrecht zu deren Streichen, wodurch die Erosion den
1 Eine neue eingehende Gliederung der Terrassen des Mittelrheins gibt
A. Jungbluth in einer demnächst in den Verhandlungen des Naturhist.
Vereins der Preuß. Rheinlande und Westfalens Bd. 73 (1916) S. 1—103 er-
scheinenden Arbeit: Die Terrassen des Rheins von Andernach bis Bonn,
deren Korrekturbogen mir der Herr Verfasser freundlichst zur Einsicht über-
ließ. Jungbluth unterscheidet im Gebiete 8 Aufschüttungsterrassen. Plio-
zän: 1. Kieseloolithterrasse. Altdiluvium: 2. Oberterrasse = ältester
Diluvialschotter des Niederrheins = älterer Deckenschotter des Oberrheins.
3. Hauptterrasse = jüngerer Deckenschotter des Oberrheins. Mitteldilu-
vium : 4. Hochterrasse = obere Mittelterrasse. 5. Apollinaristerrasse = mitt-
lere Mittelterrasse. 6. Mittelterrasse = tiefste Mittelterrasse. Jungdilu-
vium: 7. Niederterrasse. 8. Inselterrasse, eine Unterstufe der Niederterrasse
und selbständige Aufschüttung (keine Erosionsstufe), deren Reste die Rhein-
inseln zwischen Koblenz und Bonn bilden.
 
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